Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Nachhilfeunterricht und Sprachkurse sind in dieser Rubrik zu finden. Hier können auch Eigenarten im Russischen und Deutschen diskutiert werden. Wer Hilfe beim Übersetzen braucht, sollte in diesem Unterforum eine Anfrage stellen.

Moderator: Wladimir30

Young Shatterhand2
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von Young Shatterhand2 »

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Ich hole diesen Thread noch einmal aus der Versenkung heraus und möchte euch, über meine Fortschritte informieren

Seit knapp 2,5 Jahren lerne ich nun Russisch. Zuerst mit Rosetta Stone. Für den Anfang fand ich das Programm ganz gut. Zum einen ist das Lerntempo langsam und die Übungen meistens nicht schwer. Auch lernt man dabei sowohl das Schreiben, als auch das Sprechen und Hören. Motivierend wirkt der Signalton.

Allerdings sind in dem Programm Wendungen vorhanden, die man so nicht verwendet. Auch einfache Dialoge des Alltags, sind dort eher selten. Hinzu kommt noch, dass der Preis ziemlich teuer ist.

Im Anschluss daran fuhr ich für zwei Monate ins russischsprachige Sprachgebiet (Ukraine, Belarus und Russland. Ein kurzer Zwischenstopp auch in Riga). Mit zunehmender Dauer wurde mein Russisch (in kleinen Schritten) besser. Das bestätigten mir auch Muttersprachler. Leider war aber auch dann die Zeit schon vorbei und es ging heimwärts. Schade, da ich mich an den Klang der russischen Sprache gewöhnt hatte und mir auch das Leben dort Spaß machte.

Zurück zuhause dauerte es bis Anfang 2017, bis ich endlich mit den letzten Übungen von Rosetta Stone fertig war. Zwischenzeitlich führte ich ein Vokabelheft mit wichtigen Wendungen, die ich bis dato gelernt hatte. Natürlich auch von meiner Reise.

Dann entschied ich mich, das Buch "Russisch mit System" von Langenscheidt zu kaufen. Das Niveau entspricht A1 - B1 des Europäischen Referenzrahmens. Die ersten Lektionen waren für mich einfach gewesen. Dennoch schlichen sich einige Flüchtigkeitsfehler ein, die ich abstellen musste. Zum Ende des Buches hin, wurde es spannender und ich lernte einiges neu bzw. korrigierte Fehler. Auch hinsichtlich der Grammatik, konnte ich Fortschritte machen. Dennoch tue ich mich damit schwer. Das Buch an sich, ist sehr gut: Alltagsnahe Dialoge und Wendungen, Grammatik ausführlich erklärt, viele Übungen mit Tests zur Selbstkontrolle. Zudem lernt man einiges über die russische Kultur und Geschichte. Lediglich für Einsteiger, ganz ohne Kenntnisse, halte ich das Buch für eine große Herausforderung. Positiv ist aber noch, dass man auch die russische Schreibschrift lernt.

Zurzeit mache ich eine kurze Pause und lerne hauptsächlich Englisch. Genauer gesagt fünf Tage die Woche. Einfach um auch dort noch einmal Grundlagen zu wiederholen und eingeschlichene Fehler abzustellen. Die anderen beiden Tage, dann Russisch. Allerdings vorerst, nur die Vokabel und Wendungen. Zwischenzeitlich schaue ich mir aber gerne über Youtube die Serie "нюхач" an. Dort wird meistens langsam und deutlich gesprochen und die Themen interessieren mich auch sehr.

Demnächst, werde ich weiter Russisch in "Vollzeit" lerne. Dazu habe ich mir schon einige komplett russischsprachige Bücher ausgesucht. Dort liegt der Schwerpunkt auf Textarbeit, was ich auch wichtig finde. Anfangen werde ich dann erst einmal auf B1-Niveau.

Tja, mittlerweile merke ich, dass es möglich ist Russisch zu lernen und zu sprechen. Auch wenn die Sprache deutlich schwieriger ist, als beispielsweise Englisch. Aber es macht mir einfach Spaß zu lernen und ich muss mich auch gar nicht mehr zwingen, das zu tun.
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fugen
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von fugen »

Век живи, век учись ;-)
m5bere2
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von m5bere2 »

Also ich habe Russisch ohne Kurse und ohne Lehrbücher gelernt. Nach zwei Jahren kam ich in Russland prima zurecht. Inzwischen halte ich wissenschaftliche Vorträge auf Russisch und schreibe Forschungsprojektanträge auf Russisch, ohne dass ein Muttersprachler ernsthaft Fehler findet ... nun, manchmal benutze ich ein paar Wörter, die aus der Zeit gefallen scheinen, weil ich sie in irgendeinem alten Buch aufgeschnappt habe.

Ich glaube, es gibt hier Burjaten, die schlechter russisch sprechen als ich.

Ich habe mir keine Vokabeln aufgeschrieben und keine Vokabeln gelernt, keine Übungsaufgaben gelöst, sondern es so gemacht:

1. Mann nehme ein Wörterbuch. Zum Beispiel das von Kusnetsov, weil dort auch die wechselnde Betonung von verschiedenen Fällen und Beugungsformen angegeben sind, z.B. so: https://gufo.me/dict/kuznetsov/%D0%BB%D ... 1%82%D1%8C ... so früh wie möglich sollte man auf ein einsprachiges Wörterbuch wechseln, da oft ein deutsches Wort durch mehrere russische übersetzt werden kann und umgekehrt und ein zweisprachiges Wörtebruch die Bedeutungsunterschiede nicht wiedergibt. Auch wenn man im einsprachigen Wörterbuch die Erklärung nicht versteht: dann guckt man die Wörter in der Erklärung wieder nach und irgendwann kommt man zu einer Erklärung, die man versteht. Wiktionary ist auch hilfreich, da gibt es immer verwandte Wörter.

2. Man nehme ein interessantes Buch. Kein Lehrbuch, sondern normale Literatur für Muttersprachler. Kann am Anfang was Kleines sein, wie die Nase oder der Mantel von Gogol. Irgendwas, was einen interessiert (mein erstes Buch war Один день Ивана Денисовича von Solschenitsyn, danach las sich alles sehr viel leichter :lol: )

3. Jedes beim Lesen unbekannte Wort schlagen wir nach, gucken insbesondere die Betonungen der unterschiedlichen Wortformen an. Nachdem man das Wort ein paar Mal wieder vergessen und neu nachgeschlagen hat, weil es im Buch vor kommt, hat man es dann auch drauf. Der Vorteil ist: man schlägt die Wörter häufig nach, die häufig vorkommen, also wichtig sind. Und man schlägt nur die häufig nach, die man sich offensichtlich nicht merken kann. Das ist zielgenaues Lernen.

Und so las ich am Anfang eine Zeile pro Tag, dann eine Seite pro Tag, und letztendlich auch die dicken Bücher von Dostojewski und Schischkow. Und wer viel liest, der schreibt auch automatisch korrekt, oft korrekter als die Muttersprachler, die ihre Sprache nur durch Hören und Sprechen gelernt haben.

Was schwierig bleibt, ist die richtige Aussprache. Hierzu empfehle ich eine russische Partnerin, die es nicht erträgt, wenn man ein Wort falsch ausspricht. :lol:
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von Norbert »

Jetzt ist nur noch die Frage, woher man so viel Zeit nimmt? Meine letzte Russischstunde war einen Tag vor der Geburt meines ältesten Sohns.
m5bere2
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von m5bere2 »

Ja, seit der Geburt unseres ersten Kindes habe ich auch keine Zeit mehr, Russisch aktiv zu lernen. Vorher habe ich halt jeden Abend eine Stunde Buch gelesen oder in der U-Bahn.
Axel

Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von Axel »

Ich bin zwar Spätaussiedler, würde aber nicht behaupten, dass ich perfekt russisch kann. Erst letztens habe ich irgendwo einen Bericht gelesen wo der Begriff ``Узел запирания´´ vorkam. Hatte keinen Schimmer, was das heißt. Scheint aber auch schon eher fachspezifisches Russisch zu sein. Jeder dauerhaft in Russland lebende Deutsche kann besser russisch als ich, ganz gleich ob ich die Sprache seit der Geburt kenne oder nicht. Meine Muttersprache ist nun mal Deutsch.
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Wladimir30
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Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von Wladimir30 »

@Axel, wie ist es z.B. mit den Aspekten bei Dir? Hast Du damit Probleme, oder machst Du hierbei Fehler? Ist wirklich ernst gemeint, die Frage. Oder die Verben der Bewegung?
Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee
Axel

Re: Wie lange habt ihr gebraucht, um Russisch zu lernen und wie ist euer Sprachniveau derzeit?

Beitrag von Axel »

Hi,

ich habe kein Problem mit der Grammatik, падеж, глагол usw. kann ich alles es ist eher ein Vokabularproblem. Wenn man meistens nur deutsch redet, dann vergisst man das ein oder andere Wort. Mit meinen jüngeren Cousins/Cousinen rede ich halt nur deutsch, die können leider kein russisch. Nichtsdestotrotz kann ich aber beruhigen, mein Russisch ist in Ordnung, habe damals an meiner Uni den C2-Test in Russisch ohne große Mühe bestanden, da fand ich den C2-Test in Englisch sogar schwieriger.
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