Danke dem auch in vielen anderen Fragen hier stets "ruhenden Pol" Norbert für diesen vorbildlichen Ansatz.
Unmittelbarer Anlaß für den Einsatz war m.E. der öffentlich geäußerte Wunsch Selenskis, die Ukraine atomar zu bewaffnen, verbunden mit der Gewißheit, daß das Know How aus Sowjetzeiten grundsätzlich vorhanden ist sowie die bereits zuvor vom Westen abgelehnten bzw. „zerredeten“ von RU geforderten Sicherheitsgarantien. Geplant war der Einsatz natürlich schon länger, aber geplant sind IMMER viele verschiedene Szenarien.
Ich glaube dennoch weiterhin, daß der Feldzug weitgehend nach Plan läuft. Daß er es NICHT tut, höre ich (nur) in westlichen Medien, und zwar von Tag 2 an. Wissen wir denn, daß die Russen NICHT mit Freude willkommen geheißen werden? Zumindest insgeheim? Die Berichte von Thomas Röper zeigen schon weitgehend Zustimmung. Er ist sicher nicht unparteiisch und auch bis zu einem gewissen Grad „embedded“, aber er geht dahin wo „es weh tut“, ist also vor Ort statt im warmen Studio. In DE drohen bereits Strafen für das Zeigen des Z; wie wird es erst in der Ukraine aussehen? Wenn schon ukrainische Verhandlungsführer wegen „Verrat“ erschossen werden. Wirklich "befreit" bzw. "besetzt", je nach Sichtweise, wurde ja noch recht wenig an Territorium, also konnten wir auch noch keine russischen Fahnenmeere in gesicherten Städten sehen. Das kann allerdings demnächst schnell gehen. Die Amerikaner haben 1991 erstmal einen Monat den Irak aus der Luft geschwächt, bevor sie in Kuwait vorrückten. Ebenso die Russen monatelang in Syrien, bevor die SAA dann auf einmal schnell nach Osten vorrückte. Ich hoffe, es besteht Einigkeit darüber, daß Aktionen ausschließlich auf dem Territorium der "Volksrepubliken" sinnlos gewesen wären. Die Truppen an der Kontaktlinie von hinten zu fassen, wie es wohl jetzt geschieht, war militärisch alternativlos. Deswegen ist (natürlich) keine Annexion der ganzen Ukraine geplant. DNR und LNR (also die kompletten Oblaste) sind selbstverständlich „weg“, die Frage ist nur noch, ob sie Mitglied der RF werden oder das „Modell Abchasien“ bevorzugt wird. Ich vermute aber ersteres. Mehr sehe ich noch gar nicht, hier werden die Russen sicher die Stimmung genau beobachten. OK, ein Landstreifen zur Krim wird sicher dabei sein.
Unterschätzt wurde sicher die Bereitschaft der westlichen, vor allem deutschen Bevölkerung, „für die Ukraine zu sterben“. Naja, zumindest solange es die Urlaubspläne nicht stört.
Da hätte WWP vorher lieber mich gefragt
, denn je irrationaler der Anlaß des „Wir schaffen das“, desto begeisterter ist der Deutsche dabei. Und viele andere von Hollywood geprägten westlichen Gesellschaften, die immer noch meinen, daß man RU mit „Heizung runterdrehen“ und „blau-gelbe Schmetterlinge posten“ besiegen kann. Ich glaube aber nicht, daß RU völlig unvorbereitet darauf war, daß das Rad, das man hier dreht, ein größeres werden könnte. Die Sanktionen sind auszuhalten, zumal viele sie ja „umgehen“ - wie die Amerikaner es ausdrücken, als wären sie (immer noch) die Weltregierung.
Das mit der Erweiterung der NATO sehe ich entspannt. Wer ist schon Finnland oder Schweden? Ja, selbstverständlich stehen sie auf westlicher Seite. Und wenn die Amerikaner meinen, dort Truppen stationieren zu müssen, dann werden sie das tun, ob NATO-Mitglied oder nicht, wegen Gefahr im Verzug oder so. Umgekehrt: Die sicher gewichtigere Türkei ist formal noch in der NATO, aber eigentlich längst neutral bzw. Erdogan hält sein Mäntelchen stets nach dem größten Vorteil. Frankreich ist sicher die stärkste Kraft nach der Supermacht, aber traditionell ebenfalls unsicher. Auch wenn Macron gerne möchte, hinter größeren Abenteuern steht sein Militär nicht. Und das Volk auch nicht, auch wenn es für Le Pen wohl knapp wieder nicht reichen wird.
Was immer in den Gängen unter Asowstal verborgen ist, es scheint interessant zu sein. Es hängen auf einmal 200 Zivilisten dort fest, ein paar Stunden später sind es schon 1000, weil die Zahl für die öffentlichen Tränendrüsen nicht ausreicht. Kann schon sein, aber wenn dann sind sie als "Schutzschilde" dort. Auch ein Zivilist, der die Invasion ablehnt, wird doch sicher eher daheim ausharren oder eben durch einen Korridor raus aus der Stadt (die nun sowieso weitgehend offen ist), als sich mit den Kämpfern in einem Atombunker verschanzen, der gestürmt und bombardiert wird. Und als allerletztes würde ich meine Kinder dorthin mitnehmen. Daß der Bunker letztendlich fallen wird, daran wird ja niemand einen Zweifel haben. Dann wollen die Kämpfer auf einmal „in Drittstaaten“ evakuiert werden - ja wo gibt’s denn sowas. Sollen sie halt mit erhobenen Händen rauskommen, wie das in aussichtsloser Lage eben so üblich ist - das passiert in jedem Krieg hundertmal. Warum so eine Show? Sie hat sicher einen Grund.