Mögliche Wagenknecht-Partei

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Axel Henrich
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Axel Henrich »

Bluewolf hat geschrieben: 14 Mär 2023, 21:50 Aber Politiker sind Profis was den Gebrauch von Sprache angeht. Wenn Sahra also konkret gefragt wird, ob sie denkt, dass der Angriff gerechtfertigt war, kommt als erstes Argument "aber die USA". Wo ist das Problem zunächst die Frage aus ihrer Sicht mit JA zu beantworten?
Wieso sollte sie mit Ja antworten, wenn sie nicht wirklich an gerechtfertigte Kriege glaubt?! Geh doch von dir selber aus!
Ich für mich, sehe viele Gründe die zu dieser heutigen Situation geführt haben, aber ob einer davon einen Krieg rechtfertigt, könnte auch ich adhoc nicht mit ja, oder nein beantworten. Es ist eine beschissene Suggestivfrage, die den Befragten in die Ecke drängt/drängen soll!
Oder man ist so ein Proll wie Röttgen, der auf die Frage von Lafontaine, ob Bush ein Kriegsverbrecher ist, ganz klar mit Nein geantwortet hat.
Wir hier im Forum, eine GKS, ein Roger Köppel, oder eben auch Ganser können frei raus quatschen, aber wenn deine Existenz, deine Gesundheit, oder gar dein Leben von abhängt, bist du eben nicht frei und heuer schon gar nicht!

Aber um was es mir ging, dieses Opfer Täter-Umkehr - Argument sehe ich von den o.g. z.B. gar nicht ..., da du dieses Argument u.a. auch bringst, hätte ich gern ein Beispiel.
Aber in dem man klarste Fragen einfach nicht direkt beantwortet, würgt man jeden Diskurs schon im Ansatz ab.
Na ich denke, eher die Fragestellung würgt gewaltig ... ;) Man will ne Schwarz-Weiss-Antwort und die gibt es bei diesem wahnsinnig komplexen Thema einfach nicht. Wenn man es dennoch erzwingen möchte, handelt man nicht koscher und das unterstelle ich diesem Lanz schon lange!

Btw, hat Wagenknecht selber das Thema Parteigründung forciert? Mein letzter Stand ist, dass sie eigentlich noch ziemlich hadert ...

-ah-
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Fritz
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Fritz »

Bluewolf hat geschrieben: 14 Mär 2023, 21:50 Aber Politiker sind Profis was den Gebrauch von Sprache angeht. Wenn Sahra also konkret gefragt wird, ob sie denkt, dass der Angriff gerechtfertigt war, kommt als erstes Argument "aber die USA". Wo ist das Problem zunächst die Frage aus ihrer Sicht mit JA zu beantworten? Geht nicht, weil man sie dann ja auf diese Einstellung festnagelt. Das will sie nicht. Also wärmt sie statt dessen die gleiche Vor - Geschichte zum 100 Mal auf. Das kann man ja nach wie vor auf verschiedene Art sehen. Aber in dem man klarste Fragen einfach nicht direkt beantwortet, würgt man jeden Diskurs schon im Ansatz ab.
Sehr witzig. Erst lobt dieser Staat drei Jahre Knast für die "Rechtfertigung des Angriffskrieges" aus, bestimmt gleichzeitig ex cathedra, daß der aktuelle russische Einsatz genau den zweiten Angriffskrieg der Weltgeschichte darstellt - und dann schickt er seine fürstlich bezahlten medialen Bluthunde los, um mißliebigen Personen eben jene Rechtfertigung zu entlocken.

Und wie schon erwähnt, ist diese Frage höchst kompliziert und sehr wohl im Kontext mit dem Umgang mit dem "Völkerrecht" durch andere Nationen zu sehen. Komplizierte Antworten interessieren aber keinen, auch wenn Sahra sie 100 mal "aufwärmt". Einzig zulässige Ursache des Krieges ist bekanntlich Putins labile Psyche, alles andere wird überhört oder lächerlich gemacht und es wird zur nächsten Frage auf dem Zettel übergegangen.
Axel Henrich hat geschrieben: 15 Mär 2023, 01:11 Btw, hat Wagenknecht selber das Thema Parteigründung forciert? Mein letzter Stand ist, dass sie eigentlich noch ziemlich hadert ...
Ich sehe weit und breit keine Partei, nur eine einzige Person plus ihr fähiger, aber alternder Ehemann. Und damit auch keine mehrheitsfähige Querfront, von der etwa der sonst recht nüchterne Jürgen Elsässer (wahrscheinlich aus alter Liebe für Sahra) fabuliert. Wagenknecht ist Theoretikerin, und ich liebe Theoretiker, aber sie hat nicht wirklich die Fähigkeit die Massen mitzureißen (obwohl die jüngsten Demos vielversprechend waren) und wird, so fürchte ich, bald zerbrechen an den unmenschlichen Anfeindungen.
Zuletzt geändert von Fritz am 15 Mär 2023, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
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Norbert
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Norbert »

Fritz hat geschrieben: 15 Mär 2023, 10:12Ich sehe weit und breit keine Partei, nur eine einzige Person plus ihr fähiger, aber alternder Ehemann. Und damit auch keine mehrheitsfähige Querfront, von der etwa der sonst recht nüchterne Jürgen Elsässer (wahrscheinlich aus alter Liebe für Sahra) fabuliert. Wagenknecht ist Theoretikerin, und ich liebe Theoretiker, aber sie hat nicht wirklich die Fähigkeit die Massen mitzureißen (obwohl die jüngsten Demos vielversprechend waren) und wird, so fürchte ich, bald zerbrechen an den unmenschlichen Anfeindungen.
Ich hätte von der Demo mehr erwartet. Dafür dass sie tagelang angekündigt war, groß durch die Medien ging, auf beiden Seiten unterstützt wurde (ich meine ganz links und ziemlich rechts), dafür waren 13.000 bis 50.000 eher mau.
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Jenenser
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Jenenser »

Bluewolf hat geschrieben: 14 Mär 2023, 19:25
dass die andauernde Existenz des kubanischen Systems einen Hoffnungsschimmer für diejenigen in der sogenannten Dritten Welt bedeutet, die die Verlierer einer markt- und profitorientierten globalisierten Welt sind
Die Frau war wohl noch nie auf Cuba. Die Leute dort sehen das etwas anders.
Es besteht zum Teil der Irrglaube, wenn der „Kuba-Sozialismus“ abgelegt würde, herrschte auf der Insel Wohlstand wie in DE. Ein Vergleich mit dem Nachbar Haiti wäre jedoch angebrachter. Nicht zu vergessen ist das Massenelend in anderen lateinamerikanischen Staaten. Und wenn man das schon mal selbst gesehen hat, also die Favelas in Rio, die Barrios in Caracas… und vergleicht das dann mit der „Kollektivarmut“ auf Kuba…

Interessantes Thema! ;)
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Jenenser »

Josef Silberkant hat geschrieben: 13 Mär 2023, 13:31 Wie ihr wahrscheinlich schon alle aus den Medien wisst, spitzt sich der Konflikt zwischen Sahra Wagenknecht und der Parteiführung von DIE LINKE immer weiter zu, sodass Wagenknecht zuletzt angab, bei der kommenden Bundestagswahl nicht mehr für die Linkspartei kandidieren zu wollen. Deswegen wird derzeit spekuliert, ob Wagenknecht womöglich die Absicht hat, eine eigene Partei zu gründen. Einer von SPIEGEL in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge wäre eine mögliche Wagenknecht-Partei für etwa 25 % der Deutschen (unter anderem für heutige AfD-Anhänger) wählbar.
Was mich jetzt interessiert, ist eure Haltung zu Sahra Wagenknecht und ihren Ansichten. Würdet ihr eine von ihr gegründete Partei wählen? Welche Rolle spielt für euch Wagenknecht in der Innenpolitik, wird ihre Partei, falls es sie geben wird, zu einer reellen politische Kraft?
Die Sahra hatte einst ihren Platz in der PDS, in der Linken, als scharfe Analytikerin der „kapitalistischen Gesellschaftsordnung“. Dabei spielte die Theorie von Marx eine Rolle und die Streitfrage, ob dieses System reformiert werden kann oder überwunden werden soll. Eine im Wachsen befindliche, wie sie schreibt, gut situierte „Lifestyle-Linke“ sorgt sich jedoch neuerdings mehr um das Klima und setzt sich für Emanzipation, Zuwanderung und sexuelle Minderheiten ein. Der Grundgedanke, unter dem ihre Partei einst gegründet wurde, scheint abhanden gekommen zu sein...

Da ich einige Bücher von ihr gelesen und auch einige Worte mit ihr gewechselt habe, wertet sie den Krieg in der Ukraine natürlich dann auch anders, als der von ihr kritisierte Personenkreis innerhalb der Partei. Als Bösewicht gilt für sie, meiner Meinung nach, u.a. die deutsche Wirtschaftselite im Verbund mit der politischen unter Schirmherrschaft der USA. Dabei verschweigt sie gar nicht, dass Russland kein sozialistischer Staat mehr ist und seine Eliten auch eigene Interesse verfolgen. Leittragende sind die einfachen Menschen in der Ukraine, in Russland und auch in Deutschland, die ihrer Ansicht nach missbraucht werden. Das ist der Grund für ihre Friedensinitiative.

Die AfD setzt sich ebenfalls für den Frieden mit Russland ein und vertritt die Ansicht, dass die bestehenden Eliten der Länder ohne militärische Mittel sich dem knallharten Wettbewerb stellen sollten und sich möglicherweise sogar ergänzen. Aus Russland höre (lese) ich immer noch Richtung Deutschland: „Wir haben die Rohstoffe, Ihr die Technologie – lasst uns doch in Zukunft was machen!“

Sahra Wagenknecht wird keine neue Partei gründen. Anderseits, um einen Ruhestand zu genießen, scheint sie allerdings noch zu jung. Sie wird weiter Bücher schreiben, das Gesellschaftssystem analysieren und kritisieren, Vorträge halten und Einladungen zu Fernsehsendungen annehmen - innerhalb oder außerhalb einer LINKEN-Parteizugehörigkeit. Ihre Friedensabsicht nehme ich ihr ab.
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Axel Henrich
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Axel Henrich »

Fritz hat geschrieben: 15 Mär 2023, 10:12 und wird, so fürchte ich, bald zerbrechen an den nmenschlichen Anfeindungen.
Ich frage mich jetzt schon, warum Sie sich das überhaupt gibt... aber Sie ist eisern und Lanz erwähnte ja auch nebenbei mal, dass Sie keine "Sonderrolle" möchte, also bestimmte Fragen nicht gestellt haben möchte und sowas und auch die harte Diskussion nicht scheut.

-ah-
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Axel Henrich
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Axel Henrich »

Jenenser hat geschrieben: 15 Mär 2023, 12:16Aus Russland höre (lese) ich immer noch Richtung Deutschland: „Wir haben die Rohstoffe, Ihr die Technologie – lasst uns doch in Zukunft was machen!“
Auch Rogosin im Interview letztens https://youtube.com/watch?v=1fpd3xgoeY8&feature=shares
bedauert, dass die Amis genau diese Symbiose seit Jahren versuchen zu zerstören und es nun letztendlich wohl auch geschafft haben.

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Norbert
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Norbert »

Axel Henrich hat geschrieben: 15 Mär 2023, 13:22..., dass die Amis genau diese Symbiose seit Jahren versuchen zu zerstören und es nun letztendlich wohl auch geschafft haben.
Naja, aber ohne die russischen Entscheidungen ab 24.2.2022 wäre alles beim Alten. Sicher haben die Amerikaner viel dazu beigetragen, aber final ist eben doch Russland über das Stöckchen gesprungen.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Wladimir30 »

Norbert hat geschrieben: 15 Mär 2023, 17:04 Naja, aber ohne die russischen Entscheidungen ab 24.2.2022 wäre alles beim Alten.
Das stimmt sicherlich. Die Frage ist, inwieweit dies mittel- und langfristig erstrebenswert war/ist.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Josef Silberkant »

Norbert hat geschrieben:Es ist immer wieder dasselbe Spiel: Reps nach Erfolgen im Westen, Grüne, NPD nach Erfolgen im Osten, Schill nach Erfolgen im Norden, freie Wähler nach Erfolgen in Bayern, Linkspartei nach den SPD-Regierungsjahren...
Hallo Norbert,
Da hast du sehr interessante Parallele gezogen. Ich habe nämlich auch schon mal darüber nachgedacht, aber im Zusammenhang mit den Parteien, die eine Wagenknecht-Partei vermutlich als eine gewisse populistische Kraft, die es immer auf Bundesebene genau so wie regional gibt, ablösen wird. Und zwar hat es die AfD ja zu ihrer geschafft, der Linkspartei im Osten Konkurrenz zu machen und wurde schließlich zum «Schutzpatron des Ostens», während es noch vor 7 oder 8 Jahren die Linken waren. Und so wird es vermutlich auch der AfD selbst ergehen, wenn Wagenknecht es mit der Parteigründung ernst meint. Viele Wähler (vermutlich die meisten der sogenannten Querdenker) werden sich bestimmt abwenden, zumal der AfD schon seit Langem vorgeworfen wird, nicht restriktiv genug gegen Nazis in eigenen Reihen vorzugehen.
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