Sabotageakt auf Nord Stream 2

Debatte zu den Konflikten in der Ukraine. Wir bitten insbesondere hier um eine zivilisierte Kommunikation. Aus schlechter Erfahrung beschränken wir jedoch auch bei diesem Thema die Zugriffe auf jene Benutzer, die explizit an der Diskussion teilnehmen möchten, wie bereits im "Politischen Forum".
paramecium
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von paramecium »

Axel Henrich hat geschrieben: 15 Aug 2024, 21:37 Andererseits ... können auch heute noch, nach all ihren bisherigen Aktionen, "Klimaaktivisten" Flugfelder besetzen, vermeintliche Terroristen, natürlich Russen, wer sonst, Löcher in den Zaun eines wichtigen Armeegeländes schneiden und das Trinkwasser manipulieren ... :shock:
Ich denk da sowohl im Beruflichen, als auch beim Lesen solcher Nachrichten meist zuerst an den Spruch "Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit und Unfähigkeit hinreichend zu erklären ist." Dass man (ob nun FSB, Linksextreme oder wer auch immer) problemlos in Kasernen kommt, wundert mich, der selbst ein paar Mal im Wachhäuschen stand, nun überhaupt nicht. Bei riesigen Flughäfen ist es ähnlich.

Verschwörungen sind meist nicht mein erster Gedanke.

Dass Nordstream durch die Ukraine (ggf. unter Billigung der USA) gesprengt wurde, war bisher nach allem was wir wussten und laut Ochams Rasiermesser, die wahrscheinlichste Variante. Möglich auch, dass das in direkter Zusammenarbeit mit der CIA geschah. Dass da mehrere komplexe Operationen, inklusive Vertuschungsoperationen, durchgeführt wurden und die Sprengung anders durchgeführt wurde, halte ich eher für weniger wahrscheinlich.
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von Bluewolf »

Nuja, dieser Lösungsansatz erscheint mir durchaus plausibel
Link zum Original (da Welt, Zeit, Spiegel usw. schon wieder anfangen zu deuten, statt korrekt zu übersetzen ...)
https://www.wsj.com/world/europe/nord-s ... y-da24839c
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Bluewolf
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von Bluewolf »

Und ein "Deutungsversuch"
Quelle https://steadyhq.com/de/u-m/about

ℹ️ Nord Stream, das WSJ und eine Frage
Der Bericht des Wall Street Journals geht rum: Selenskyj hat Nord Stream gesprengt.
Zumindest geht das herum, was andere daraus machen. Was ich mir aufgrund eines Abos ersparen kann.
Ich umreiße einmal, was wirklich im Beitrag steht.
▶️ Im May 2022 haben eine Handvoll hochrangiger ukrainischer Offiziere gefeiert, dass Russland aufgehalten wurde.
Einer kam dann auf die Idee, Nord Stream zu sprengen. „Halt mal mein Bier“.
▶️ Laut Teilnehmern an der Aktion soll diese lediglich 300.000 $ gekostet haben. Was privat finanziert wurde.
▶️ Selenskyj soll dem Plan zunächst zugestimmt haben. Die CIA soll von dem Plan erfahren haben, Selenskyj um absage gebeten haben und der soll das dann gestoppt haben.
Er war also sicher keine „Schlüsselfigur“, wie einige Zeitungen titeln.
▶️ Der damalige Oberkommandierende Walerij Saluschnyj soll den Plan weiter verfolgt haben.
Mehrere hochrangige Offiziere des Nachrichtendienstes SBU sollen den Plan dann umgesetzt haben. Genannt wird hier Roman Chervinsky, der gerade erst in der Ukraine im Gefängnis saß.
▶️ Dann folgt die Andromeda-Geschichte: Zivilisten und Militärs hätten die Yacht in Rostock gemietet. Dann hätten sie die Sprengkörper angebracht und Nord Stream hochgejagt.
▶️ Währenddessen habe Selenskyj Saluschnyj befragt. Dieser habe ihm aber gesagt, dass die Operation nicht mehr aufzuhalten wäre. Da bei jedem Kontakt die Aufdeckung drohe.
▶️ Im Oktober 2022 habe die CIA mit dem niederländischen Nachrichtendienst MIVD den BND informiert. Dabei wurden aber aus Gründen der Geheimhaltung keine Details weitergegeben.
▶️ Ein ungenannter deutscher Politiker soll gesagt haben
„Ein Angriff dieser Größenordnung ist ein ausreichender Grund, die Kollektivverteidigungsklausel der NATO auszulösen, aber unsere kritische Infrastruktur wurde von einem Land gesprengt, das wir mit massiven Waffenlieferungen und Milliarden in bar unterstützen.“
Ich schaue dabei gezielt Richtung Linke, da einige sich gestern auch öffentlich entsprechend geäußert haben.
Ich erlaube mir, skeptisch zu bleiben.
Der Beitrag ist hervorragend geschrieben und die Recherche bzw. die Nennung von Details geht weit über das hinaus, was deutsche Medien jemals veröffentlicht haben.
Ich weise jedoch nochmals darauf hin, dass ich recht wenig „biased“ bin. Weil es mir im Grunde völlig gleichgültig ist.
Für mich passen einfach nach wie vor einige Dinge nicht zusammen.
▶️ Zunächst beginnt auch das WSJ direkt mit einer Falschaussage. Nämlich, dass die Pipelines Russland „Milliarden in die Kriegskasse“ gespült hätten. Das ist falsch. Und ich komme mir langsam vor wie ein Idiot, weil alle es zu ignorieren scheinen.
Die Lieferung durch Nord Stream 1 war seit Monaten reduziert, zum Schluss bis auf 40%. Zum Zeitpunkt der Sprengung floss gar kein Gas mehr, wofür Russland Vertragsstrafen hätte zahlen müssen. Die Lizensierung von Nord Stream 2 war über ein halbes Jahr zuvor gestoppt worden, das Projekt war Geschichte, die Betreiberfirma in der Schweiz wurde aufgelöst.
Damit wird in der deutschen Öffentlichkeit umgegangen nach dem Motto: „Ach ja, die Grünen, die wollen da was, das kann man ja rückgängig machen.“ Die Lieferungen aus Russland waren bereits im Juli genau 0, es wurden Verträge geschlossen, inzwischen ist Norwegen der größte Lieferant, LNG aus den USA spielt kaum eine Rolle und – welch Überraschung – im Winter ist niemand erfroren.
▶️ Alle, die Ahnung vom Tauchen haben, haben mir inzwischen bestätigt, dass sie sich nicht vorstellen können, eine solche Aktion von einem solchen Boot aus durchführen zu können. Die Pipeline lag in bummelig 80m Tiefe.
▶️ Der Bericht beruht auf anonymen Quellen. Was grundsätzlich ok wäre. Aber es sind ausschließlich anonyme Quellen. So viele, dass man durcheinanderkommt.
Wenn ich es richtig interpretiere, haben vier ukrainische Offizielle anonym mit dem WSJ gesprochen. Und da frage ich mich doch: Warum? Sie müssen wissen, dass sie ihrem Land dadurch massiv schaden. Kann selbst ein slawischer Offizier so dermaßen dämlich oder selbstverliebt sein?
Mir ist es ein dringendes Bedürfnis darauf hinzuweisen, dass damit eben nicht Deutschland angegriffen wurde.
Es hat nicht auf deutschem Boden stattgefunden. Die Pipeline gehörte nicht Deutschland. Als gesprengt wurde, waren längst Alternativen in Arbeit.
Daher bin ich sicher, die ganze Nummer wird von pro-russischen Argumentatoren zum Skandal gepuscht, weil es gegen die Ukraine geht. Selenskyj ist ja eh das Feindbild. Und die Medien können damit ihre vermeintlich derben Rechercheskills nutzen, um Klicks zu generieren. Anneliese aus Castrop-Rauxel versteht am Ende des Tages, die Ukraine hätte Deutschland angegriffen.
Wenn Deutschland sich derart abhängig von einer Diktatur macht, dann ist Deutschland selber schuld. Danke Merkel. Und dann sollten wir uns alle ein Loch in den Arsch freuen, dass wir die Kurve bekommen haben.
Sollte das wirklich so abgelaufen sein, dann ziehe ich meinen Hut vor den besoffenen Offizieren. Ein Coup für die Geschichtsbücher.
Zutrauen würde ich es ihnen. Wer das nicht versteht, schaue einmal kurz nach Kursk.
Die Ukraine und der Westen kommen mir gerade so vor, wie ein Oberleutnant - gerade von der Uni - der pädagogisch ausgefeilt erklärt, wie man ein Rad wechselt. Mit Zeigestock und Prjektor. Und ein Unteroffizier, der in die Hände spuckt, sich zwei Mannschafter nimmt und das Rad eben wechselt.
Mir fehlt schlicht der Glauben. Denn den einzigen Vorteil der Aktion sehe ich bei Russland. Auch dadurch, dass wieder alle aufgeregt darüber debattieren.
Eine Frage kann ich nicht auflösen:
Warum haben Selenskyj, Saluschnyj oder der SBU nicht einmal vorher „Nord Stream“ gegoogelt, gesehen, dass Russland damit gar nichts mehr verdient und Risiko und Nutzen abgewogen?
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von willi »

Zum Zeitpunkt der Sprengung hatten wir in Deutschland bereits Panik vor der Gasverknappung und viele haben einen Öffnung von NS2 gefordert. Ich denke, man hatte die Befürchtung Deutschland könnte einknicken und wenn es die Pipeline nicht mehr gibt, dann auch keine Diskussionen zur Öffnung.

Was mich wundert ist der Zeitpunkt der Meldung. Warum jetzt? Ist doch schon Gras drüber gewachsen und es war schon lange kein Thema mehr in den Medien. Sollte das heissen: Achtung, der Selenskij hat seine Leute nicht unter Kontrolle?
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von lausi »

paramecium hat geschrieben: 15 Aug 2024, 23:38 Ich denk da sowohl im Beruflichen, als auch beim Lesen solcher Nachrichten meist zuerst an den Spruch "Schreibe nichts der Böswilligkeit zu, was durch Dummheit und Unfähigkeit hinreichend zu erklären ist." D
Dieser Spruch hat aber umgekehrt genauso seine Berechtigung...
Und das es jetzt eine Vertuschungsoperation gibt, ist mMn gar nicht so unwahrscheinlich.
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- Immanuel Kant
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Axel Henrich
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von Axel Henrich »

Bluewolf hat geschrieben: 16 Aug 2024, 16:23 Und ein "Deutungsversuch"

Quelle https://steadyhq.com/de/u-m/about
Cooler Artikel, inhaltlich, aber auch die Schreibe ..., gefällt mir, danke!

Tauchtiefe, dazu die Bemerkungen zum Boot und in dem Zusammenhang die damals aufgezeichnete Stärke der Druckwelle ...
Dazu, Saluschnij war danach noch mindestens ein Jahr in Amt und Würden und wurde erst dann weg gelobt ... In die Position allerdings ... ;)

Was mir nicht passt ... nicht Russland forciert die UA in den Focus, sondern Deutschland ...
und Kursk, auch wenn es brennt, ist noch nicht beendet...

Aber alles in allem, top Artikel!

-ah-
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von Bluewolf »

Ich folge Joey erst seit Anfang des Jahres, vertraue seinen Analysen aber auf Grund seines Werdegangs mehr als anderen Quellen. Wobei dieser Artikel jetzt nicht mal sein Spezialgebiet ist. Insbesondere seine Hintergrundinformationen zum Gaza Krieg sind für mich oft zur Einordnung hilfreich, z.B. die Auswertungen von Bildmaterial. Ich finde gut investierte 4,99 € / Monat.
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Axel Henrich
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von Axel Henrich »

https://www.tagesspiegel.de/internation ... 13939.html

"Das Resultat dieser Operation ist positiv“: Hauptverdächtiger äußert sich zur Nord-Stream-Sprengung"
Erst durch die Sprengung habe man in Deutschland verstanden, dass es nichts bringe, über die Wiederöffnung der Röhren nachzudenken. „Das Land muss keine Erpressung durch Russland mehr fürchten
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Re: Sabotageakt auf Nord Stream 2

Beitrag von willi »

Die Ukraine hat uns quasi befreit,..
Gibt auch in Deutschland viele die es so sehen
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