Ist auf der Krim jetzt was los?

Die Krim hat eine Fläche von 26.844 Quadratkilometern und 2.353.100 Einwohner (2014) und wird laut Putin ab sofort zum russischen Staatsgebiet dazugerechnet. Aber vielleicht sieht das ja irgendjemand ganz anders ...
Anna Riccola
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Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von Anna Riccola »

Hat jemand Ahnung, ob auf der Krim nach all den Querelen jetzt irgendeine Art von Tourismus los ist oder ist da jetzt tote Hose? Dann wären die Krimbewohner natürlich die Verlierer der Politik.
Also sprach Zarathustra...
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zimdriver
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von zimdriver »

Da ist sehr viel los, so viel, dass zumindest vor 4 Wochen der Flieger von und nach Moskau komplett besetzt war.
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Alex KA
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von Alex KA »

Auf der Krim war so schlecht, das schlechter ist nur der Krieg.. Dort verfällt alles langsam seit Ende von UdSSR, aber jetzt wird alles mal wieder aufgebaut. Ukraine hatte dafür kein Geld.
Genisis
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von Genisis »

KazanTip fällt dieses Jahr flach.

Aber auch verständlich, wenige hundert km weiter fallen Menschen. :cry: Vielleicht nächstes Jahr mal, war da noch nicht.
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klaupe
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von klaupe »

Alex KA hat geschrieben:Auf der Krim war so schlecht, das schlechter ist nur der Krieg.
Im Rahmen der ITB habe ich auch wieder mal gute alte Bekannte und Kollegen von der Krim getroffen. Was die berichteten klang eher sehr deprimierend.
Dort verfällt alles langsam seit Ende von UdSSR
Ich kenne die Krim noch gut, aus der UdSSR-Zeit. Da gab es nicht mehr viel, was verfallen konnte. Ein paar lieblos hingeknallte Erholungsbunker der Betriebe und Gewekschaft und eigentlich sehenswerte Objekte, die gerade mal so vor dem totalen Verfall bewahrt wurden. Lediglich die politisch interessanten Punkte, die den Touristen präsentiert wurden, sahen etwas besser aus.
... aber jetzt wird alles mal wieder aufgebaut. Ukraine hatte dafür kein Geld.
Nach 1990 gab es einen beachtlichen Bauboom und gelungene Versuche, den alten Glanz wieder herzustellen. Seit 2014 ist wieder Ruhe eingekehrt, nix regt sich, nix bewegt sich.
Anna Riccola hat geschrieben:Hat jemand Ahnung, ob auf der Krim nach all den Querelen jetzt irgendeine Art von Tourismus los ist oder ist da jetzt tote Hose?
Dann wären die Krimbewohner natürlich die Verlierer der Politik.
Das sind sie.
Gerade die, die vom Tourismus lebten, sind total frustriert. Nach einem kurzen, durch die Putin-Propaganda im Frühjahr angeheiztem Boom, sind die Belegungszahlen drastisch zurückgegangen. Gegenüber 2012 ein Verlust von ca. 70 %.
Um noch etwas Leben vorzutäuschen wurden angeblich einheimische Jugendgruppen bei freien Getränken an den Strand verfrachtet, als eine Journalistendelegation eintrudelte. In Hotels und Kursanatorien sind teilweise Flüchtlinge einquartiert worden. Das sieht dann auch nach guter Belegung aus.
Waffen und Militär ist kaum noch zu sehen, aber die bewaffneten "Selbstschutzgruppen", denen man nachsagt, dass es größtenteils Kriminelle sind und vor denen sich auch die Einheimischen fürchten. Die Versorgung mit Obst und Gemüse soll gut laufen, trotz rationierter Bewässerung, die Preise dafür sind einigermaßen stabil. Alle Waren, die nun von Russland auf die Krim geschafft werden müssen, haben aber Preisanstiege von bis zu 400 %.

Man muss mal nachdenken: Ukrainische Touristen gibt es nicht mehr, allenfalls familiäre Besuche, die nicht in der Touristenstatistik erfasst werden. Kreuzfahrten, das schnelle Geld, wurden alle abgesagt. Westliche Touristen sieht man bis auf ein paar Abenteurer nicht mehr. Russische Touristen nutzten anfangs die günstigen Sonderangebote, dann kam die Ebbe. Jetzt lassen sich da nur noch ein paar Patrioten blicken und vielleicht Rentner, die als Stammgäste schon immer auf die Krim fuhren. Das reicht kaum aus, um die Betriebe zu erhalten.
Gewinner der Krimkrise ist die Türkei mit einem beachtlichen Zuwachs an Reisenden aus Russland.

Auf der ITB ist die Ukraine mit einem bescheidenen Stand vertreten, der lediglich die Erstukraine und Kiew bewirbt. Die Krim sucht man vergeblich.
Russland belegt eine Halle mit Ständen der verschiedenen Regionen aus Anbieter. Von der Krim gibt es da auch keine Spur, nur in einem allgemeinen Prospekt ist sie nur ganz nebenbei erwähnt. Reisen auf die Krim werden nicht angeboten. Bei Gesprächen am Stand versucht man schnell vom Thema abzulenken, wenn man nach der Krim fragt.

Meine Bekannten -- und das sind "Alte Hasen" und gestandene Experten im Tourismus mit jahrzehntelanger Erfahrung (schon seit der CCCP), sind sichtbar deprimiert und nach eigenen Angaben geschäftlich fast ruiniert. Obwohl sie Russen sind schwärmen sie jetzt von den guten ukrainischen Zeiten, als der Krim-Tourismus üppig Geld (Griwna, Rubel, Euro) in ihre Kassen spülte.

Die Situation der Zivilbevölkerung und politische Einschätzungen waren nicht so richtig unser Thema.Ist auch besser so!
Manchmal muss man im Leben zwischen gutem Ruf und dem Vergnügen wählen und stellt fest, das der gute Ruf kein Vergnügen ist.
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zimdriver
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von zimdriver »

Donnerwetter, klaupe, soviele Informationen aus erster Hand über die Krim habe ich gar nicht erwartet! Toll, was Du alles weisst. Ist doch immer wieder gut, wenn sich wenigstens einer auf den Weg macht und nicht nur abschreibt, was er irgendwo liest oder hört.
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Jenenser
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von Jenenser »

klaupe hat geschrieben:
Alex KA hat geschrieben:Auf der Krim war so schlecht, das schlechter ist nur der Krieg.
Im Rahmen der ITB habe ich auch wieder mal gute alte Bekannte und Kollegen von der Krim getroffen. Was die berichteten klang eher sehr deprimierend...Ich kenne die Krim noch gut, aus der UdSSR-Zeit...
23 Jahre seit dem Ende der UdSSR und schon wieder eine neue Zeitrechnung. Deine alten bekannten Kollegen müssen sich seit dem vergangenen Jahr erneut umstellen. Frage im Osten Deutschlands mal Leute, die Anfang der 1930er Jahre geboren sind. Die können auch Geschichten vom Leben erzählen (Vorsicht Politik!).
klaupe hat geschrieben:
Dort verfällt alles langsam seit Ende von UdSSR
Ich kenne die Krim noch gut, aus der UdSSR-Zeit. Da gab es nicht mehr viel, was verfallen konnte. Ein paar lieblos hingeknallte Erholungsbunker der Betriebe und Gewekschaft und eigentlich sehenswerte Objekte, die gerade mal so vor dem totalen Verfall bewahrt wurden. Lediglich die politisch interessanten Punkte, die den Touristen präsentiert wurden, sahen etwas besser aus...
Meine Großeltern haben in Jalta ihre erste Palme in Natura gesehen. Und mir Bildbände von der Krim mitgebracht. Das Hotel „Jalta-Intourist“ empfanden sie als absoluten Luxus. Anfang der 1990er Jahre habe ich spanische Bettenburgen und Hotelbunker gesehen. Da verstand ich schnell, wie schön es auf der Krim ist...
klaupe hat geschrieben:
... aber jetzt wird alles mal wieder aufgebaut. Ukraine hatte dafür kein Geld.
Nach 1990 gab es einen beachtlichen Bauboom und gelungene Versuche, den alten Glanz wieder herzustellen. Seit 2014 ist wieder Ruhe eingekehrt, nix regt sich, nix bewegt sich.
Das habe ich über einen längeren Zeitraum auch beobachtet. Neue Hotelanlagen, gepflegte Parks. In die Infrastruktur, zum Beispiel Straßen oder öffentlicher Nahverkehr, wurden jedoch sichtbar kaum Mittel seitens der Ukraine gepumpt. Russland wird seit einem Jahr an seinen Taten auf der Krim gemessen. Erste Erfolge sind erkennbar:
http://transphoto.ru/photo/692799/
http://www.rg.ru/2014/06/02/reg-kfo/dorogi.html
klaupe hat geschrieben:
Anna Riccola hat geschrieben:Hat jemand Ahnung, ob auf der Krim nach all den Querelen jetzt irgendeine Art von Tourismus los ist oder ist da jetzt tote Hose?
Dann wären die Krimbewohner natürlich die Verlierer der Politik.
Das sind sie.
Gerade die, die vom Tourismus lebten, sind total frustriert. Nach einem kurzen, durch die Putin-Propaganda im Frühjahr angeheiztem Boom, sind die Belegungszahlen drastisch zurückgegangen. Gegenüber 2012 ein Verlust von ca. 70 %.
Meine bekannten Zahlen, die mir recht logisch erscheinen, sprechen eine andere Sprache. Weniger ukrainische Touristen, dafür mehr russische, zahlungskräftigere im vergangenen Jahr.
klaupe hat geschrieben:...Um noch etwas Leben vorzutäuschen wurden angeblich einheimische Jugendgruppen bei freien Getränken an den Strand verfrachtet, als eine Journalistendelegation eintrudelte. In Hotels und Kursanatorien sind teilweise Flüchtlinge einquartiert worden. Das sieht dann auch nach guter Belegung aus.
Waffen und Militär ist kaum noch zu sehen, aber die bewaffneten "Selbstschutzgruppen", denen man nachsagt, dass es größtenteils Kriminelle sind und vor denen sich auch die Einheimischen fürchten...
Auch das ist Propaganda!
klaupe hat geschrieben:...Man muss mal nachdenken: Ukrainische Touristen gibt es nicht mehr, allenfalls familiäre Besuche, die nicht in der Touristenstatistik erfasst werden. Kreuzfahrten, das schnelle Geld, wurden alle abgesagt. Westliche Touristen sieht man bis auf ein paar Abenteurer nicht mehr. Russische Touristen nutzten anfangs die günstigen Sonderangebote, dann kam die Ebbe. Jetzt lassen sich da nur noch ein paar Patrioten blicken und vielleicht Rentner, die als Stammgäste schon immer auf die Krim fuhren. Das reicht kaum aus, um die Betriebe zu erhalten...
Ab April finden zum Beispiel Kreuzfahrten zwischen Jalta und Istanbul statt...
http://www.tourprom.ru/news/28128/
Die EU Hat sich mit ihren Sanktionen auch auf der Krim ein Eigentor geschossen. Vorsicht Politik:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... sanktionen
Und somit gibt es tatsächlich von dieser Seite keine Kreuzfahrten „Rundreisen an der Schwarzmeerküste“. Der Witz an der Sache ist noch, dass die zur Ukraine gehörende Stadt Odessa auch wegfällt und damit „unrechtmäßig“ bestraft wird.
http://www.dertour.de/rundreisen/ukrain ... eerkueste/

Ja, „westliche Touristen“ hat man auch in den letzten Jahren kaum gesehen. Die Krim wird sie also zahlenmäßig kaum vermissen. Im Hotel „Jalta Intourist“ starteten manchmal Busrundreisen mit deutschen Touristen.

Für mich natürlich auch schwierig. Preiswerten Flug nach Kiew buchen und mit dem nächsten Nachtzug auf die Krim – das geht jetzt nicht mehr...

Die Krim war und ist beliebtes Urlaubsziel der Weißrussen, Ukrainer und Russen. Das Lebensniveau und die Zahlungskraft der Ukrainer ist seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion statistisch gesehen viel geringer im Vergleich mit den Russen. Dieses Elend begann nach dem Umsturz vor einem Jahr in Kiew noch zu galoppieren. Junge Leute aus der Ukraine bevorzugten oft die kleinen Pensionen oder Campingplätze. Vor den schicken Hotels auf der Krim standen meist Autos mit der 177 und RUS. Aus Jekaterinburg kannte ich einen Russen, der vor Jahren mit seiner Familie und einem Lada-Priora Universal den weiten Weg auf die Krim auf sich nahm...
klaupe hat geschrieben:...Gerade die, die vom Tourismus lebten, sind total frustriert....
Arbeitskräfte in den Hotels, Taxifahrer... stammen oft aus Aserbaidschan (Saisonarbeiter). Und nicht zu vergessen, die Krimtataren, die man doch gern in der EU als Widerstandskämpfer gegen Russland sehen würde. Alle leben vom Tourismus...
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klaupe
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von klaupe »

Jenenser hat geschrieben:23 Jahre seit dem Ende der UdSSR und schon wieder eine neue Zeitrechnung. Deine alten bekannten Kollegen müssen sich seit dem vergangenen Jahr erneut umstellen.
Diese "Alten Hasen" haben schon für Intourist gearbeitet und sich dann umstellen müssen. Beide haben eigene Incoming-Unternehmen gegründet und eigentlich gut davon leben können. Beide sind ethnische Russen (so weit ich weiß), aber absolut nicht froh, dass sie nun auch zu Russland gehören (sollen), denn das macht den internationalen Verkehr nicht einfacher und vor allen Dingen ist die Nachfrage nach diesem neuen Teil Russlands massiv zusammengebrochen. Auch russische Urlauber lassen sich kaum noch vorschreiben, wohin es im Urlaub gehen soll.
Meine Großeltern haben in Jalta ihre erste Palme in Natura gesehen. Und mir Bildbände von der Krim mitgebracht. Das Hotel „Jalta-Intourist“ empfanden sie als absoluten Luxus. Anfang der 1990er Jahre habe ich spanische Bettenburgen und Hotelbunker gesehen. Da verstand ich schnell, wie schön es auf der Krim ist..
In der Sowjetzeit gab es noch einige durchaus interessante Objekte aus der Zarenzeit, die aber größtenteils über die Jahre gerettet wurden und organisierte Urlauber (Gewerkschaft, Betriebe) beherbergten, teilweise recht spartanisch. Dazu kamen ein paar Aushängeschilder für das gehobene Klientel und Ausländer mit dem typischen Protz-Charme der Stalinära, auch Neubauten, die dann schon eher an Bettenburgen erinnerten.
Die Ukraine hat durchaus eine Menge Geld reingepumpt, die Subventionen waren deutlich höher, als die Steuereinnahmen. Das ging aber vorwiegend in Infrastruktur, Technik und Denkmalschutz, kaum in touristische Einzelobjekte. Da wurde aber dennoch viel bewegt mit Investoren, die aus dem Westen und sogar USA kamen. Angeblich haben auch private Ukrainer kräftig investiert.
Das Schwalbennest wurde z.B. zum italienischen Restaurant "Nido di rondine", der Liwadia-Palast wurde komplett restauriert, ebenso der Khans-Palast usw. Bei Massandra wurde enorm investiert und die Sektproduktion wurde auf internationales Niveau gebracht.
Russland wird seit einem Jahr an seinen Taten auf der Krim gemessen. Erste Erfolge sind erkennbar:
So schlimm sah es nun auch nicht zu ukrainischer Zeit aus. Aber nun hat Russland das Loch ohne Boden geerbt, muss massiv investieren, um die Infrastruktur der neuen Geografie anzupassen, denn mit den Anschlüssen an die Ukraine kann man kaum noch was anfangen.
Auch das ist Propaganda!
Komisch, dass die Freunde sich vor den Propaganda-Brigaden fürchten. Aber vielleicht laufen die nur durch die falschen Straßen.
Ab April finden zum Beispiel Kreuzfahrten zwischen Jalta und Istanbul statt...
Das sieht mir eher nach Linienverkehr aus. Pardon, aber Kreuzfahrten waren mein Job als Veranstalter und darüber kann ich nur milde lächeln. Sicherlich, ein interessantes Angebot für Russischen reisende in die Türkei, Einkaufsfahrten Nach Istanbul waren schon immer ein Renner. Wie viele Türken auf die Krim reisen, bleibt fraglich, obwohl die Krim ja eigentlich historischen "Mutterland" der Türkei ist.
Die EU Hat sich mit ihren Sanktionen auch auf der Krim ein Eigentor geschossen. Vorsicht Politik:
Da wurde das Tor schon vorher geschossen und etliche Kreuzfahrten wurden aus Sicherheitsgründen umgeleitet. Die Sanktionen, die dann folgten, betrafen/betreffen eher andere Schwarzmeerhäfen. Die Krimsanktionen zielen auch weniger auf den Tourismus, denn der reguliert sich nahezu selbst nach Angebot und Nachfrage. Wenn es kriselt, dann bleiben die Gäste weg und nur noch ein paar Abenteurer fahren trotzdem hin. Mit denen kann man aber kein Geld machen.
Und somit gibt es tatsächlich von dieser Seite keine Kreuzfahrten „Rundreisen an der Schwarzmeerküste“. Der Witz an der Sache ist noch, dass die zur Ukraine gehörende Stadt Odessa auch wegfällt und damit „unrechtmäßig“ bestraft wird.
Mit der "Ivan Franko" bin ich mehrmals 'rundherum' gefahren. Da waren auch Häfen bei, die schon lange kein Kreuzfahrer mehr anläuft. Istabul - Samsun - Trabzon - Batumi/Poti - Sochumi - Sotschi - Jalta - Odessa - Constantia - Warna --- da gibt es mehr Verlierer, die nicht sanktioniert sind.
Ja, „westliche Touristen“ hat man auch in den letzten Jahren kaum gesehen. Die Krim wird sie also zahlenmäßig kaum vermissen. Im Hotel „Jalta Intourist“ starteten manchmal Busrundreisen mit deutschen Touristen.
Abgesehen von Kreuzfahrten, die ganz ordentlich liefen, war der westliche Zustrom in die Ukraine und auf die Krim eher verhalten. Das waren vielleicht noch Traumziele der DDR-Bewohner und später allenfalls für Nostalgiker und Urlauber, die immer mal wieder was Anderes machen.
Die Krim war und ist beliebtes Urlaubsziel der Weißrussen, Ukrainer und Russen.
Da sind die großen Einbrüche zu verzeichnen, die gerade meine Freunde betreffen und was sie so maßlos frustriert.
Die Ukrainer, früher das Hauptkontingent, sind praktisch ein Totalausfall, selbst die russophoben Südostukrainer, denn die haben andere Sorgen jetzt. Die paar Verwandten- und Freundesbesuche machen den Kohl nicht fett.
Die Weißrussen, früher fast auf einer Linie runtergerutscht, können nur noch fliegen oder riesige Umwege machen. Wenn schon Flieger, dann kann man ja gleich in die Türkei.
Den Russen will man aus patriotischen Gründen den Krimurlaub schmackhaft machen, aber das scheint nicht so zu klappen, wie geplant. Vielleicht boomt es wieder, wenn die Anreise mit Bahn oder Auto via Kerch einwandfrei und schnell läuft. Der Umweg von Moskau über Rostow ist mit 4 Std. Fahrzeit noch erträglich, wenn es über die neue Brücke geht und man nicht auf Fähren warten muss.
Arbeitskräfte in den Hotels, Taxifahrer... stammen oft aus Aserbaidschan (Saisonarbeiter). Und nicht zu vergessen, die Krimtataren, die man doch gern in der EU als Widerstandskämpfer gegen Russland sehen würde. Alle leben vom Tourismus.
Das sind die echten Verlierer. Wie lange die noch ruhig bleiben, ist eine Frage der Zeit.
Auch wenn der Anschluss an Russland vielleicht wirtschaftlich ein paar Vorteile bringt (z.B. höhere Renten, prall gefüllte Supermärkte), halte ich die nächste Krim-Revolte nicht für ausgeschlossen. Russland hat sich damit einen sehr prestigestarken Klotz ans Bein gehängt und die Ukraine kann eigentlich froh sein, dass sie den Kostenfaktor los ist. Na ja, wenigstens als teure Militärbasis ist die Krim noch brauchbar.
Manchmal muss man im Leben zwischen gutem Ruf und dem Vergnügen wählen und stellt fest, das der gute Ruf kein Vergnügen ist.
m1009

Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von m1009 »

was er irgendwo liest oder hört.
Das virtuelle Krimbild ... ;)
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Jenenser
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Re: Ist auf der Krim jetzt was los?

Beitrag von Jenenser »

m1009 hat geschrieben: Das virtuelle Krimbild ... ;)
Apropos „virtuell“:

Das Länderkennzeichen ua traf man eigentlich in den vergangenen Jahren sehr selten auf Internetseiten der Krim. Neutraler erschien die Endung com. Hotels, Restaurants, touristische Sehenswürdigkeiten..., die ich schon besucht habe, Medien, Presse, Infoportale... wechselten im vergangen Jahr schnell auf ru. Einige behielten das com. Im Impressum/Kontakt erscheint in der Anschrift jedoch oft nur die Bezeichnung Republik Krim, die Stadt und die Straße, nur gelegentlich ist die Rede dort von Russland. Krim ist eben Krim...
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