Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

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zimdriver
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von zimdriver »

Jena, war das nicht eine der Heldenstädte? Wo sind denn die Oppositionellen von damals?

Ich bin gerade in Dresden. Ist ein schlechtes Gefühl, wenn der Heimweg meiner Liebsten davon bestimmt wird, wo Pegida marschiert.

... Wenn sich die Beschränkung der Meinungsäußerung darauf beschränken würde, dass sich gewaltbereite Extremisten gleich der Staatsmacht gegenüber sehen, dann würde ich dies sehr begrüßen. Solche Bilder von Freiheit wie in Jena und solche minutiöse Verfolgung des Weges meiner Ehefrau brauche ich nicht.
m5bere2
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von m5bere2 »

zimdriver hat geschrieben:Jena, war das nicht eine der Heldenstädte? Wo sind denn die Oppositionellen von damals?
Also ich wohne mittlerweile in Nowosibirsk. ;-) War aber früher immer bei den Sitzblockaden des Festes der Völker dabei. Und das war meistens friedlich, mit Mamas, Kindern, Ommas, Oppas, usw. Was letztendlich ja dazu führte dass das Fest der Völker nicht mehr in Jena stattfand sondern in Altenburg, wohin die Stadt Jena dann kostenlose Busse für Blockierer entsandte. ;-)
Ich bin gerade in Dresden. Ist ein schlechtes Gefühl, wenn der Heimweg meiner Liebsten davon bestimmt wird, wo Pegida marschiert.
Ist Dresden nicht sowieso voll von Russen? Sind die nicht sogar tendentiell auf der Seite der Pegida?
m5bere2
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von m5bere2 »

Norbert hat geschrieben:Dieses Äußern der Meinung ist schon jetzt gefährlich ... wenn mich mein Sohn fragen wird, warum sich zwei unserer Freunde küssen, würde ich gern antworten: "Ja, das ist ungewöhnlich, kommt aber vor." Dann erzählt er das so im Kindergarten, Andryusha erzählt das Papa und schwupps habe ich ein Problem wegen Werbung für Schwule.
Meine Tochter wollte gestern, dass man ihr "Papa im Kleid" malt. Das habe ich natürlich nicht gemacht, das wäre ja Propaganda nichttraditioneller Lebensweisen vor Minderjährigen. ;-)
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von Sachse007 »

m5bere2 hat geschrieben:
zimdriver hat geschrieben:Also ich wohne mittlerweile in Nowosibirsk. ;-)
Da bist du ja jetzt im ländlichen Raum gelandet...
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zimdriver
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von zimdriver »

Sachse007 hat geschrieben:
m5bere2 hat geschrieben:
zimdriver hat geschrieben:Also ich wohne mittlerweile in Nowosibirsk. ;-)
Da bist du ja jetzt im ländlichen Raum gelandet...
... zuviel copy paste, Kollegen. Ich wohne ganz bestimmt nicht in NSK. Wenn ich im ländlichen Raum wohnen würde, dann richtig, so mit Birken, Blick auf See, Blockhaus und den ganzen Tag Ziehharmonika- und Balalaika- Musik um mich herum.
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von m5bere2 »

zimdriver hat geschrieben:Wenn ich im ländlichen Raum wohnen würde, dann richtig, so mit Birken, Blick auf See, Blockhaus
Also ganz wie in Nowosibirsk! :-) Ich habe hier zwar nur die Birken und Kiefern um mich rum und eingeschränkten Blick auf den Stausee, aber die Blockhäuser direkt am See sind in 10 Minuten zu Fuß erreichbar. Mikrorajon Шлюз:

Bild

In dem orangenen Hochhaus am rechten Bildrand wurde letztens der Programmierer getötet, bei dem die Mörder ein hohes Einkommen vermuteten.
und den ganzen Tag Ziehharmonika- und Balalaika- Musik um mich herum.
Da hilft Youtube. Ansonsten haste im richtigen ländlichen Raum wahrscheinliche eher ständigen betrunkenen Mat statt Balalaika um dich rum. ;-)
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von Sachse007 »

Wie kann man hier Bilder hochladen??
Ist das Akademgorodok oder Berdsk? Ich weiß zwar, dass Iskitim öfter als "Klein-Chicago" bezeichnet wurde (hab da mal ein Mädel gekannt) und diese Ortschaft ist definitiv keine Touristenhochburg (man hat da schon Maschinenpistolen gehört, erzählte mir ein Taxifahrer), aber Akademgorodok?
Und da ich nicht verdächtigt werden kann, ein hohes Einkommen zu haben, fühle ich mich sicher...
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von Wladimir30 »

m5bere2 hat geschrieben:Ansonsten haste im richtigen ländlichen Raum wahrscheinliche eher ständigen betrunkenen Mat statt Balalaika um dich rum. ;-)
Noch so ein Vorurteil. Ich wohne in einem typischen kleinen Dorf, auf zwei Seiten von Wald umgeben, auf zwei Seiten von Feldern. Da hört man die Besoffenen, die sich nur fluchenderweise ausdrücken können ca. 0,0 Mal im Jahr. Wenn jemand Geburtstag hat, wird bis nachts gefeiert und schöne Lieder gesungen, laut, nicht immer den richtigen Halbton treffend, aber kein sinnloses Gegröle. Selten geht spätabends eine kleine Gruppe von Bewohnern mit Akkordeon (Bajan) die Straße im Dorf erst auf, dann ab, dann wieder auf etc., mit Gesang. Einfach nur mit Gesang. Uns gefällt's. Den Rest des Jahres wird gearbeitet. Da bleibt keine Zeit für Saufen, Pöbeln und Fluchen.
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von m5bere2 »

Wladimir30 hat geschrieben:
m5bere2 hat geschrieben:Ansonsten haste im richtigen ländlichen Raum wahrscheinliche eher ständigen betrunkenen Mat statt Balalaika um dich rum. ;-)
Noch so ein Vorurteil.
Nun, es gibt solche Dörfer und solche. Manche wie von dir beschrieben, manche wie von Tchechow oder Schischkow beschrieben. :-)
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Re: Äußern der eigenen Meinung wird in Russland gefährlich?

Beitrag von m5bere2 »

Sachse007 hat geschrieben:Ist das Akademgorodok oder Berdsk?
Weder noch. Es ist Mikrorajon Schljus. http://openstreetmap.ru/#map=13/54.8496/83.0429 Zum Akademgorodok sind es noch 5km durch den Wald, nach Berdsk deutlich mehr. Wir haben hier direkten Zugang zum Meer, Jachthafen und Strand mit Blochütten, und einen eigenen Sumpf (der im Winter schöner zum spazieren ist als im Sommer).
diese Ortschaft ist definitiv keine Touristenhochburg (man hat da schon Maschinenpistolen gehört, erzählte mir ein Taxifahrer), aber Akademgorodok?
Schljus ist auch keine Touristenhochburg, obwohl Akademgorodok neben an ist. Im Schljus wohnen neben Mitarbeitern des Wasserkraftwerkes auch die Uni- und Akademiemitarbeiter, die sich die Wohnungen im Akademgorodok nicht leisten können und nicht zu Sowjetzeiten dort eine bekamen. Also fast alle, denn eine Dreizimmerwohnung in einem Neubau im Akademgorodok kostet locker 17 Mio Rubel, während man sie im Schljus auch für 5 Millionen kriegt.

Über Maschinenpistolen wundere ich mich nicht, die hört man öfter, denn im Akademgorodokk ist eine Militärakademie und südwestlich von Nowosibirsk ein Militärübungsgebiet von der Größe ganz Nowosibirsks. Kannste oben sehen auf dem Link, wenn du rauszooms. Da hört man gelegentlich auch Maschinengewehre.
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