Adoption eines Kindes

Wer nicht wie ein Elefant ins Glashaus trampeln möchte, hat hier die Möglichkeit dezent auf sich aufmerksam zu machen. (ist keine Pflichtveranstaltung) Herzlich Willkommen!
Dariel04
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Adoption eines Kindes

Beitrag von Dariel04 »

Hallo,
ich würde mich gerne über Adotionen austauschen. Mein Partner und ich sind seit mehreren Jahren verheiratet und 26 Jahre alt. Aufgrund eines gesundheitlichem Problems kann ich keine Kinder bekommen. Ansonsten habe ich keinerlei gesundheitlicher Probleme. Wir sind momentan beide Vollzeitverdiener, was sich natürlich ändern würde, wenn wir ein Kind adoptieren dürfen. Ich würde dann definitiv kürzer treten. Finanziell wäre das für uns keine große Sache, da mein Mann gut verdient. Auch über die Kosten einer Adoption habe ich mich informiert, die sind genau der Preis auf den wir uns sowieso eingestellt haben. Ich denke ein postiver Punkt für uns wäre, dass wir der russischen Sprache mächtig sind. Wir sind beide in Russland geboren, leben jedoch bereits seit ca. 23 Jahren im Deutschland. Was denkt ihr wie unsere Chancen stehen ein Kind zu adoptieren? Ich habe die Befürchtung, dass man uns für zu jung hält. Obwohl man ja ab 25 Jahrem adoptierem darf. Hat von euch jemand ein Kind oder mehrere aus Russland adoptiert? Wie kommt ihr mit den Kindern zurecht? Ich hätte große Angst davor, dass das Kind sich irgendwann von einem abwendet. Ja ich weiß das kann auch bei einem leiblichen Kind passieren.
Mir ist natürlich auch bewusst, dass das Kind vielleicht gesundheitliche Probleme haben wird. Egal ob Konzentrationsschwäche oder etwas Unterentwickelt. Wir wäre bereit dem Kind die bestmögliche Versorgung zu bieten. Vielleicht fragen sich einige von euch, wieso wir kein deutsches Kind adoptieren möchten. Ich denke aufgrund unserer eigenen Wurzeln kann man sich das denken. In Russland bekommen Kinder im Kinderheim oft keine Chance, die meisten verbleiben dort bis zu einem bestimmten Alter und haben keine perspektive. Oft sind die Kinder nicht mehr bei den Eltern, weil sie Alkoholiker sind, was bei den Kindern natürlich auch auf gesundheitliche Probleme stößt. Wir wünschen uns so sehr ein Kind und würden es wie unser eigenes Fleisch und Blut behandeln. Wenn es bei uns wäre, wäre es auch so. Uns ist es egal ob Mädchen oder Junge, Alter oder ob es Gesundheitliche Probleme hätte. Wir würde mit dem Kind gemeinsam stark sein um es ihm/ihr die bestmöglichen Voraussetzungen zu geben.

Wie ergeht es euch mit euren Adoptivkindern? Wie war die Adoption für euch? Auch Gefühlstechnich?

Liebe liebe Grüße
D.
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Wladimir30
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Wladimir30 »

Dariel04 hat geschrieben:Vielleicht fragen sich einige von euch, wieso wir kein deutsches Kind adoptieren möchten. Ich denke aufgrund unserer eigenen Wurzeln kann man sich das denken. In Russland bekommen Kinder im Kinderheim oft keine Chance, die meisten verbleiben dort bis zu einem bestimmten Alter und haben keine perspektive. Oft sind die Kinder nicht mehr bei den Eltern, weil sie Alkoholiker sind, was bei den Kindern natürlich auch auf gesundheitliche Probleme stößt.
Ich habe kein Kind adoptiert und kenne auch niemanden. Ich habe nur einen Stiefvater, der mich an Kindes Statt angenommen hat. Ich kenne die Situation also nur halb, und aus der Sicht des Kindes.

Mir ist nur folgendes aufgefallen: Ihr wollt ja vermutlich ein kleines Kind adoptieren. Bei kleinen Kindern, die noch nicht (so stark) sozialisiert sind, spielt es erstmal keine so entscheidende Rolle, ob das Kind in Deutschland oder Russland geboren wurde. Die Sozialisierung würdet Ihr vornehmen.

Eure von Dir genannten Beweggründe in Ehren, aber bedenkt bitte eines: Wenn Ihr mit konkreten Vorstellungen an die Adoption herangeht und bestimmte Gründe für die Wahl eines Kindes aus Russland habt, dann sehe ich die Gefahr, dass Ihr Dinge und Vorstellungen auf das Kind projiziert, die das Kind gar kennt und nicht darauf reagieren kann. Das klingt so ein bisschen wie Robin Hood, der ein armes Kind rettet (was natürlich immer gut ist!), aber dann wird unbewußt auf das Kind projiziert, dass Ihr es gerettet habt und nun muss das Kind dankbar sein. Denkt z.B. mal an die Pubertät. Das Kind will nicht machen, was Ihr sagt (abends um 10 zuhause sein z.B.). Dann sagt Ihr im größten Streit auf einmal zu ihm: "Du undankbarer Rotzlöffel, WIR haben DICH aus der größten Not gerettet, und wie sprichst Du nun mit uns?"

Vielleicht täusche ich mich komplett, ich wollte es aber mal angemerkt haben.

Ich wünsche Euch jedenfalls viel Glück!!!!
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Dariel04 »

Hallo, vielen Dank für deine Antwort. Ich kann deine Bedenken verstehen und gut nachvollziehen. Allerdings müssen wir auch eine Vorstellung von dem habe was auf uns zu kommt. Wir finden, dass es positiv für das Kind wäre, wenn wir die selben Wurzeln haben. Im Grunde ist es natürlich völlig Egal welche Nationalität das Kind besitzt. Jedoch ist es sicherlich einfacher für das Kind, wenn es die selbe Sprache spricht. Laut dem Gesetz wird 18 Jahre unterschied zwischen Kind und Eltern gefordert. Das heißt, wir könnten ein Kind von bis zu 8 Jahren adoptieren. Allerdings hätte ich bei einem Kind von 8 Jahren die Bedenken, dass es uns nicht als Autoritätsperson akzeptieren kann. Ich würde es aber denoch nicht abschlagen!!
Ich finde ein Kind zu bekommen auf welchem Wege auch immer sollte immer eine bewusste Entscheidung sein. Ich stelle dies Gleich mit dem natürlichen Weg.( auch wenn viele mir da jetzt mit Sicherheit widersprechen) So etwas trifft man nicht einfach so. Für uns würde es keinen Unterschied machen ob adoptiert oder leiblich. Es bleibt unser Kind. Deshalb finde ich diese Aussage wie " Hättn wir dich nie adoptiert" nicht passend. Man könnte genauso zum leiblichen Kind sagen " wieso haben wir dich nicht abgetrieben". Auch im Streit nicht! Es gibt Dinge die sagt man nicht, nicht aus Wut oder sonst. Selbst wenn solche Aussage wie " ihr seid nicht meine richtigen Eltern" kommen würde. Kinder/ Jugendliche wissen oft nicht was sie sagen oder sagen es Bewusst um einen zu verletzen.
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Wladimir30 »

Mein Stiefvater hat mir EINMAL gesagt "Und vergiss nie, dass Du nicht mein Kind bist!" Einmal. Da war ich 15. Das hat mich so tief verletzt, dsss ich es heute noch, nach so vielen Jahren, ganz genau weiss. Ich habe oft versucht, es ihm nicht weiter übel zu nehmen. Geht nicht.

Du hast aus meiner Sicht recht mit allem, was Du schreibst. Nochmals, ich wünsche Euch viel Glück. Ich weiss nicht, wie ich Euch helfen kann, würde es gerne machen.
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saransk
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von saransk »

Hallo Dariel04,
Erst einmal ein willkommen hier im Forum meinerseits.

Mit einer direkten Adoption kann ich Dir leider auch nicht dienen.
Meine Frau hat damals ihre kleine Tochter aus Russland mitgebracht, der leibliche Vater ist verstorben. Bin also in diesem Sinne ein "normaler" Stiefvater.
Wir haben damals durchaus daran gedacht, dieses Kind zu adoptieren, es aber dann verworfen.
Einer der Gründe war unter anderem, dass es noch Verwandtschaft in Russland (Großeltern, Tanten etc.) gibt. Bei Besuchen müsste das Kind dann jedesmal ein Touristenvisum beantragen. Denn bei allen mentalen Gemeinsamkeiten, wenn ihr, wie Du schreibst, auch aus Russland kommt, wird es bei etwas älteren Kindern immer auch weitere Bezugspersonen geben.
Das unsere Entscheidung richtig war, hat sich dann auch später bestätigt, als sie ohne Probleme einen Studienplatz in Saransk bekam, weil sie halt keine Ausländerin war. Wenn es also möglich ist, versucht auf die Zweistaatlichkeit hinzuarbeiten. Ihr lasst dem Kind dann weitere Möglichkeiten fürs spätere Leben offen.
Generell sehe ich aber eine gewisse Tendenz/Stimmung in Russland, welche sich gegen Adoptionen "unserer" Kinder durch Ausländer wendet. Einige negative Vorfälle in den USA und die reißerische Aufmachung derselben in Sendungen wie pust govoryat
könnten euer Vorhaben irgendwann behindern.

Und Sprüche wie "Du bist nicht mein Vater" und "Du hast mir nichts zu sagen" kenne ich auch. Aber auch die andere Seite, daß das Kind in Russland gefragt wurde, ob es jetzt auch schon ein Faschist sei.

Wünsche euch trotzdem natürlich alles Gute und viel Erfolg.
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Dariel04 »

Hallo Saransk, vielen Dank für deine Antwort.
Also da wir beide, beide Staatsangehörigkeiten besitzen, würden wir das unserem Kind natürlich ebefalls einrichten.
Mein Mann und ich haben selber auch noch eine Familie im Russland.
Und solche Sätze kommen auch von den leiblichen Kindern. Ich kann mich zurück erinnern, dass mein Bruder mal zu unseren Eltern, gesagt hat "hättet ihr mich doch nie bekommen" . Das ist aber die Pubertät. Das sagen vermutlich 80% der Teenis mal zu seinen Eltern.
Ich bin schon so gespannt ob das klappt und vorallem wie lange es dauern wird. Wir haben ein Termin mit einer russischem Adoptionsvermittlung und dem Jugendamt. Es kommt in nächster Zeit viel Papierkram auf uns zu. Aber ich sehe das nicht negativ, sonder positiv. Es bringt uns nährr zu unserem Kind. :roll: :roll:
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Wladimir30 »

saransk hat geschrieben: daß das Kind in Russland gefragt wurde, ob es jetzt auch schon ein Faschist sei.
Gerade hierbei hatte ich große Bedenken, wie es wohl meinen Kindern hier ergehen würde, sprich, ob sie auch dahingehende Beleidigungen erdulden müßten.

Antwort: Nein. Einmal nur hat ein Klassernkamerad von meinem Sohn (damals ca. 10-12 Jahre alt) ihn als "Faschist" bezeichnet. Ich habe dann die Eltern angerufen, die ganz entsetzt waren. Am nächsten Tag hat sich der Junge wirklich entschuldigt (nicht nur, weil er dazu verdonnert wurde), und das war's dann.

Ansonsten Ruhe an dieser Front.
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Norbert »

Mein Sohn kam letztens mit der Aussage: "Kinder ohne deutschen Papa im Kindergarten sagen, die Deutschen wären Faschisten." Uff. Aber dies nur am Rande.

Die Caritas in Sibirien hat bei Facebook immer wieder sehr rührende Einzelschicksale von Kindern, die Familien suchen. Ich würde Euch empfehlen, dort mal anzufragen, ob aus deren Sicht eine Adoption realistisch ist und ob man interessiert wäre, Euch zu helfen. http://caritas-siberia.org oder https://www.facebook.com/petrpsokolov
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zimdriver
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von zimdriver »

... ich habe Ähnliches erlebt, schon vor 10 Jahren, als unsere Tochter die Britische Schule in der vornehmen Siedlung am Rande der Stadt Moskau besuchte. Sie kam entsetzt heim, weil sie und ihre Mitschülerin, auch aus Zentralasien, von einem russischen Mitschüler beschimpft wurden, dass sie nur Lammfleisch fressen und in der Schule vergessen würden, zu beten. Mit 10 Jahren. Weder britischer Lehrer noch britischer Schuldirektor konnten/ wollten einschreiten, da der Vater des Jungen gut zahlender hoher Angestellter eines russischen Öl & Gasriesen war.
Wir wechselten danach Wohnort und Schule und alles war normal.

Da muss man einfach durch.

Viel Erfolg auf dem langen Weg der Adoption!
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Wladimir30
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Re: Adoption eines Kindes

Beitrag von Wladimir30 »

zimdriver hat geschrieben:Da muss man einfach durch.
Richtig! Auch wenn es im Moment bitter ist, Tränen bei den Kindern bringt. Hier ist es die Aufgabe der Eltern, dem Kind beizustehen. Aber es ist eine Schule fürs Leben, die prägt, die - so sie denn überwunden werden - den Charakter stärken und ein tieferes Verständnis für das menschliche Wesen entwickeln.

Meine Kinder sind da auch sensibilisiert. Weder verstecken sie den deutschen Teil ihrer Person noch kehren sie ihn heraus. Sie wissen mittlerweile, wie sich sich in einzelnen Situationen verhalten sollten.

Also solche Situationen kann man durchaus auch positiv sehen!
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