Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Für alle die nicht in Russland leben. Hier können Susi und Klaus über die weißen Nächte in Petersburg sinnen, die russische Seele aus der Ferne transzendieren oder die nächste Russendisko in Sindelfingen planen.

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Jens
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Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von Jens »

Es sind ja einige nach vielen Jahren Russland wieder zurück nach Deutschland gegangen.
Wie kommt ihr im "neuen" Deutschland zurecht?
Ich denke auch Deutschland hat sich verändert mit der Zeit, wie ergeht es euch jetzt in der neuen, alten Heimat?
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bella_b33
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von bella_b33 »

Jens hat geschrieben: 27 Jan 2020, 19:40 Es sind ja einige nach vielen Jahren Russland wieder zurück nach Deutschland gegangen.
Wie kommt ihr im "neuen" Deutschland zurecht?
Wir sind zwar nicht zurück gegangen aber doch regelmäßig für einige Wochen mal in DE, daher auch von mir ne Antwort:
Mir fällt keine Änderung auf(Dorf in Thüringen)....
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Wladimir30
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von Wladimir30 »

Klar hat sich vieles geändert in DEU. Fängt schon mit der Sprache an, das Kulturleben ist ein anderes geworden, die Bevölkerungsstruktur hat sich stark verändert. All diese Aspekte (und es sind beileibe nicht alle) beeinflussen such gegenseitig und schaukeln sich zusammen weiter.

Sprich in meinem Empfinden hat sich DEU sehr stark verändert.
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Jens
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von Jens »

Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jan 2020, 21:15 Klar hat sich vieles geändert in DEU. Fängt schon mit der Sprache an, das Kulturleben ist ein anderes geworden, die Bevölkerungsstruktur hat sich stark verändert. All diese Aspekte (und es sind beileibe nicht alle) beeinflussen such gegenseitig und schaukeln sich zusammen weiter.

Sprich in meinem Empfinden hat sich DEU sehr stark verändert.
Deswegen kann ich mir zum Beispiel so absolut nicht vorstellen wieder dahin zu ziehen.


Aber zB. Norbert war doch weit über 10 Jahre in Russland, und dann auch noch ziemlich weit im Osten ... wie ist das für so jemanden, wenn man nach x Jahren wieder nach Deutschland zieht und alles ist anders als in Russland und eben teilweise auch anders, als zu der Zeit, als man DE verlassen hat.

Es gibt noch andere Vielschreiber, bei denen ich mich das frage ... einer ist nach Luxemburg, der andere hat unter seinem Profilbild "das war einmal und wird nie wieder" oder so stehen. In Kombination mit dem anderen Thread (Interesse an Russland lässt nach?) fragt man sich dann halt, ob es "gerade eine gute Zeit" ist, sich Gedanken um ein Engagement in Russland zu machen.
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inorcist
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von inorcist »

Wenn du mich hier schon ansprichst, dann schreibe ich mal meine Gedanken runterr ... :)

Wenn ich ab und an in meiner alten Heimat in Süddeutschland bin, kann ich eigentlich kaum irgendeine Veränderung feststellen. Ok, der neue Bürgermeister hat den Stadtkern erneuern lassen, sieht jetzt etwas schicker aus. Mein altes Gymnasium steht immer noch unverändert da, auf den Dächern gibt es mehr Solar- und Photovoltaik-Anlagen, Internet ist schneller geworden und die Leute laufen jetzt mit iPhones rum. Es gibt immer noch nur drei Kneipen, in denen sich die Kleinstadt-Jugend am Wochenende trifft. Ach ja, die Auswahl in den Supermärkten kommt mir vielfältiger vor, dafür gibt's keinen vernünftigen Kleiderladen mehr.

Ansonsten bin ich aktuell in einer ganz anderen Lebensphase und habe andere Prioritäten als noch zu der Zeit, als ich Deutschland verlassen habe. Russland oder besser gesagt Moskau war für mich ein sechs Jahre dauerndes Party-Abenteuer und das Chaotische war einfach Teil davon. Jetzt mit Familie geniesse ich das Beschauliche am Leben in Luxemburg. Trotzdem bin ich gerne zwei oder drei Wochen im Jahr wieder in Moskau.
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bella_b33
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von bella_b33 »

inorcist hat geschrieben: 27 Jan 2020, 22:59 Wenn ich ab und an in meiner alten Heimat in Süddeutschland bin
Ja, man ist eben ab und zu eh schon einmal da....womit man irgendwie die Änderungen genauso mitbekommt und damit mehr oder weniger zusammenwächst. Ich war schon vor Russland einige Jahre recht viel unterwegs und wenig in DE.....daran hat sich durch den Umzug nach RU eigentlich kaum etwas geändert. Ein paar Wochen im Lande, mal hier mal da, geben Dir aber schon eine Portion Deutschland mit auf den Weg.
inorcist hat geschrieben: 27 Jan 2020, 22:59 Ansonsten bin ich aktuell in einer ganz anderen Lebensphase und habe andere Prioritäten als noch zu der Zeit, als ich Deutschland verlassen habe.
Das ist auch ein wichtiger Punkt....man setzt sich nunmal nicht das ganze Leben über mit den gleichen Dingen auseinander.

Die Frage ist wohl wirklich interessant, bei Menschen, die jahrelang wirklich überhaupt nicht in DE waren.
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von inorcist »

bella_b33 hat geschrieben: 27 Jan 2020, 23:13 Ich war schon vor Russland einige Jahre recht viel unterwegs und wenig in DE.....daran hat sich durch den Umzug nach RU eigentlich kaum etwas geändert. Ein paar Wochen im Lande, mal hier mal da, geben Dir aber schon eine Portion Deutschland mit auf den Weg.

...

Die Frage ist wohl wirklich interessant, bei Menschen, die jahrelang wirklich überhaupt nicht in DE waren.
Aber geht das überhaupt? Man liest ja trotzdem auf Spiegel Online und Co., was in der alten Heimat passiert. Oder man trifft sich ab und an mit Freunden und Familie. Wirklich alle Verbindungen zu kappen, geht wohl kaum. Erst recht nicht in Zeiten von Facebook, Instagramm und Whatsapp.
Jens
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von Jens »

Naja aber die hysterische und staatsgläubige Diskusions"kultur" ist schon arg schlimm geworden in den letzten Jahren.
Ich bin 2014 gegangen (Krimkrise, UA-Konflikt, Höhepunkt Pegida(komme aus Dresden)), wenn ich jetzt mal länger nach DE gehe, werde ich blöde, wenn ich mich nur unter Deutschen aufhalte. Ganz schlimm sind die, die selten bis gar nicht aus der EU rausgekommen sind und blind alles glauben, was ihnen von den Medien erzählt wird, obwohl sie einen vor sich haben, der "da" lebt. Ich denke das kennt ihr auch.

Dafür haben mich diverse Zulassungsstellen immerwieder positiv überrascht und auch die Polizei/Zöllner waren fast schon symphatisch. Da lernt man im Ausland eben auch das andere Extrem kennen.
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inorcist
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von inorcist »

Das hat meiner Meinung nach aber weniger mit Deutschland zu tun und wie es sich verändert hat, als mit dir selber. Wenn man im Ausland lebt, entwickelt man von aussen vermutlich einen vielfältigeren und offeneren Blick auf seine Heimat, als wenn man direkt von irgendwelchen Entwicklungen betroffen ist. Man lernt, dass nicht alles was anders ist unbedingt schlecht sein muss, dass es andere Ansätze gibt. Das ging mir aber schon 2002 so, als ich von Deutschland in die Schweiz gezogen bin.
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Re: Rückkehrer wie ist es euch ergangen?

Beitrag von Wladimir30 »

Diese Prozesse, insbesondere wie Jens es beschrieben hat, sind sehr ausgiebig erforscht und sind nicht deutschland- vs. russlandspezifisch. Incorcist hat es - vermutlich gefühlsmäßig - ganz gut erfaßt. Das ist eine psychologische Sache und ganz natürlich so. Es pendelt sich in der Tat im Laufe mehrerer Jahre ein, wenn die Emotionen von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt und wieder zurück sich abkühlen und man erst langsdam nüchterner die Lage betrachten bzw. die beiden in Frage kommenden Länder vergleichen bzw. den stattgefundenen Wandel als das einordnen kann, was er wirklich ist. Eben ein Wandel, der sowohl Vor- als auch Nachteile bringt. Norbert hat das in seinen Berichten nach der Rückkehr nach Deutschland relativ emotionslos auf den Punkt gebracht, als er beide Seiten bei seinen Vergleichen sah.

Typisches Beispiel ist die meist sehr emotionsgeladene Diskussion um die Migranten in Deutschland. Oft werden in erster Linie erhöhte Verbrechensraten bei Migranten genannt, die Unwilligkeit, sich einzufügen und so weiter und so fort. Die anderen Seiten, die es ja auch zweifellos gibt, werden in diesen Diskussionen meist verschwiegen. Klar, dadurch ändert sich die Kultur im Lande. aber das muss ja erstmal nichts Schlechtes sein.
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