Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Hier findest Du Insiderinformationen zum mittel- oder langfristigen Aufenthalt in Russland die Dir helfen das Leben in Russland zu meistern. Du lebst (noch) nicht in Russland? Dann könnte dieses Unterforum für Dich besonders interessant sein, damit Du von unseren Erfahrungen profitierst. Expats are welcome!
BaB
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Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von BaB »

Ich bin jetzt seit ein paar Monaten als Freiberufler in Deutschland aktiv und habe dabei immer wieder Angebote, bei denen ich nur jede zweite Woche beim Kunden sein brauche oder nur drei von fünf Tagen.

Jetzt überlege ich, ob es sinnvoll und machbar sein könnte, meinen Hauptwohnsitz nach Sankt Petersburg zu verlegen, während meine Kunden und Projekte in Deutschland wären. Sicherlich wäre ich damit auf Projekte beschränkt, die in Orten mit einem Direktflug nach Sankt Petersburg sind. Das ist aber keine allzu große Einschränkung. Ob ich nun in der Woche zweimal je sechs Stunden innerhalb von Deutschland unterwegs bin oder nach Sankt Petersburg fliege stellt keinen Unterschied für mich da.

Ich würde gerne wissen, ob es hier jemanden gibt, der mit diesem Modell gerade auch in wirtschaftlicher Hinsicht Erfahrung hat. Offen gesagt, ich will auch vom DBA profitieren und meine Einkommenssteuer in Russland entrichten. Die Differenz wäre eine gute Basis für eine eigene Wohnung in Sankt Petersburg.

Wie gesagt, eine grobe Idee nur bisher. Daher bin ich sehr an praktischen Erfahrungen interessiert.

Viele Grüße

BaB
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bella_b33
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von bella_b33 »

Moin,
Wenn Du über 183 Tage konmst, dann ist das mit der Einkommenssteuer nicht schlecht....13%. Unter dieser Zeit mit 31% , ist es IMHO sinnfrei.

Aufenthaltserlaubnis ist sicher das erste Ziel, mit 90 Tagesvisa wird es schwierig über die o.g. Grenze zu kommen.

Erfahrungen mit Extremst-Pendelei hab ich nicht. Ich bin beruflich meist länger an einem Ort.

Gruss
Silvio
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von m5bere2 »

BaB hat geschrieben: 13 Apr 2020, 13:53 Daher bin ich sehr an praktischen Erfahrungen interessiert.
Also praktisch wird das mit Grenzpassierung und Flügen gerade sehr schwer. :D
Berlino10
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von Berlino10 »

Ich würde dieses Projekt auch erst für 2021 in Angriff nehmen.
Wenn es wieder Reisefreiheit geben sollte im Sommer, dann sicher wohl noch mit jeweils 2wöchiger Quarantäne nach Landung.
Steuern sind hier sogar mit IP u.U. nur 6%
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Norbert
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von Norbert »

Berlino10 hat geschrieben: 13 Apr 2020, 22:04 Steuern sind hier sogar mit IP u.U. nur 6%
Genau.

Achtung, wenn in Russland als Resident eine Leistung erbringt, so muss man diese auch via Russland verrechnen. Ansonsten ist es ein illegaler Export von geistigem Eigentum und wird mit 70 bis 100 % der Summe bestraft. Um in den Genuss der russischen Steuern zu bekommen, muss man aber mehrheitlich in Russland und damit Resident sein.

Deine Kunden müssten also Rechnungen nach Russland überweisen. Dies ist für die Kunden im besten Fall gewöhnungsbedürftig. Im schlechteren Fall haben sie Sorge vor Finanzsanktionen, was inhaltlich natürlich Quatsch ist.
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bella_b33
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von bella_b33 »

Berlino10 hat geschrieben: 13 Apr 2020, 22:04 Steuern sind hier sogar mit IP u.U. nur 6%
Da wir eine OOO haben, mal eine Frage dazu:
Heisst das, daß ich die Einnahmen einer IP direkt nach Eingang entnehmen kann, ohne weitere Steuern und/oder Gebühren, als diese genannten 6%?

Gruß
Silvio
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von Magdeburg-Moskva »

Norbert hat geschrieben: 14 Apr 2020, 11:14

Achtung, wenn in Russland als Resident eine Leistung erbringt, so muss man diese auch via Russland verrechnen. Ansonsten ist es ein illegaler Export von geistigem Eigentum und wird mit 70 bis 100 % der Summe bestraft. Um in den Genuss der russischen Steuern zu bekommen, muss man aber mehrheitlich in Russland und damit Resident sein.

Deine Kunden müssten also Rechnungen nach Russland überweisen. ...
Dass alles in Russland verbucht und versteuert werden muss und die Rechnung von IP Deutschikow in Russland ausgestellt werden muss, ist klar. Darf der Zahlungsvorgang selbst über ein Konto in der EU abgewickelt werden? Unter Einhaltung aller damit verbundenen Vorschriften, bsd. Meldepflichten, wie es sich gehört.
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Norbert
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von Norbert »

bella_b33 hat geschrieben: 14 Apr 2020, 12:11
Berlino10 hat geschrieben: 13 Apr 2020, 22:04 Steuern sind hier sogar mit IP u.U. nur 6%
Da wir eine OOO haben, mal eine Frage dazu:
Heisst das, daß ich die Einnahmen einer IP direkt nach Eingang entnehmen kann, ohne weitere Steuern und/oder Gebühren, als diese genannten 6%?
Ja, das ist so. Der Inhaber darf den Gewinn einfach so rausnehmen. Fand ich auch ziemlich verrückt. Aber dafür haftet man als IP auch mit seinem Privatvermögen.
Magdeburg-Moskva hat geschrieben: 14 Apr 2020, 14:39 Dass alles in Russland verbucht und versteuert werden muss und die Rechnung von IP Deutschikow in Russland ausgestellt werden muss, ist klar. Darf der Zahlungsvorgang selbst über ein Konto in der EU abgewickelt werden? Unter Einhaltung aller damit verbundenen Vorschriften, bsd. Meldepflichten, wie es sich gehört.
Habe ich geprüft: Für gewisse Dienstleistungen darf man dies, jedoch muss man dann vierteljährlich einen beglaubigten Kontoauszug im Original mit amtlicher Übersetzung vorlegen. Dafür hat man 10 Tage Zeit oder so. Diese Frist war so sportlich und der Aufwand so hoch, dass ich das nicht ernsthaft in Betracht ziehen wollte.

Für andere Dienstleistung, beispielsweise Programmierung oder anderes geistiges Eigentum, muss es zwingend über Russland gehen.
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bella_b33
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von bella_b33 »

Danke Norbert, für die Info.
Hab schon einige Male mit mir gerungen, ob ich auf IP umsattle.

Gruß
Silvio
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Re: Freiberufliches Pendeln zwischen RU und DE

Beitrag von Klaus »

BaB hat geschrieben: 13 Apr 2020, 13:53 Jetzt überlege ich, ob es sinnvoll und machbar sein könnte, meinen Hauptwohnsitz nach Sankt Petersburg zu verlegen, während meine Kunden und Projekte in Deutschland wären.
Ich habe das so knapp ein Jahr gemacht - eine Wohnung in SPB gemietet, in Deutschland gearbeitet, und jede freie Minute dann nach Russland geflogen.
Sogar einen Wagen nach Piter gebracht, weil Leihwagen auf Dauer zu teuer war.

Es war meinerseits ein Test, um zu schauen ob ich mit dem Leben in Russland halbwegs klar komme.
Ja, es ist einigermaßen gut gegangen, und ich hatte (vor Corona) eigentlich vor, mir in Moskau eine Wohnung zu kaufen und ab 2021/2022 meinen Lebensmittelpunkt dorthin zu verlagern. Aber momentan ist alles offen.

Ob ich nun in der Woche zweimal je sechs Stunden innerhalb von Deutschland unterwegs bin oder nach Sankt Petersburg fliege stellt keinen Unterschied für mich da.
So hatte ich es mir auch gedacht.
Und bei mir waren die Bedingungen eigentlich optimal: Ich hatte ein Projekt in Düsseldorf, und ab Köln gab es Freitag nachmittags ein Flieger nach SPB. Und Rückflug war jeden Tag morgens nach Köln oder Düsseldorf möglich.
Ich hatte auch alles soweit perfekt optimiert, von Velvet-Parking bis zur optimalen Handgepäck-Nutzung. Trotzdem ist Fliegen eine ganz andere Hausnummer als Fahren... und wenn ich dann nach Mitternacht zuhause in Piter war, bin ich ohne Jägermeister überhaupt nicht in den Schlaf gekommen.

Ok, man gewöhnt sich an alles. Aber man zahlt auch viel Lehrgeld - billige Flüge gab es damals zwar für Eur 59,-, aber dann musstest du im richtigen Moment buchen, und Änderungen sind dann auch nicht mehr möglich. Und dann unterliegen die Preise auch extremen Schwankungen, abhängig von russischen Reisegewohnheiten, die man als Laie aber schlecht vorhersagen kann. Zum Sommer hin steigen die Preise auf Eur 300,- (pro Richtung).
Und richtig fies wurde es dann, als Pobeda-Airline den Flug Köln<>SPB eingestellt hat - warum, weiß ich auch nicht, weil die Flüge eigentlich immer bis zum letzten Platz belegt waren. Es kommt also immer anders als man denkt....
Ich würde gerne wissen, ob es hier jemanden gibt, der mit diesem Modell gerade auch in wirtschaftlicher Hinsicht Erfahrung hat.


Russland ist nicht EU, da kann man nicht einfach hinziehen.
Mit einem Business-Visum kannst du dich 90 Tage pro Halbjahr dort aufhalten, das ist die realistischste Methode.
Ob du durch Verlagerung deines Wohnsitzes Steuervorteile hast, da musst du andere Experten fragen - ich denke da an Boris Becker oder Michael Schumacher...

Ich habe es so gemacht, dass ich meine SPB-Reisen als Geschäftsreise abgerechnet habe, also die Kosten für Wohnung/Büro, Flug und Spesen. Aber natürlich müssen Grund der Reise, Aufenthalt, Tätigkeit sowie geschäftliche Ergebnisse penibel dokumentiert und wasserdicht sein - ich hatte dann meistens pro Aufenthalt ein "Business-Meeting" mit für das Finanzamt recherchierbaren Kontakten, z.B. potentielle Kunden, Geschäftspartner, Anwalt. Naja, ich erspare mir Details - wenn du kreativ Fahrtenbuch führst, kennst du das Vorgehen vermutlich


Abschließend sei noch angemerkt, dass ich die Zeit nicht bereut habe, im Gegenteil.
Aber Russland ist halt anders; nicht besser oder schlechter, nur anders. Man braucht auf jeden Fall eine Menge Humor ;)
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