Abstimmung 1. Juli

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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von kamensky »

Sieht man sich diese Bilder an, dann ist die Frage wohl berechtigt, ob es sich bei der besagten Abstimmung nicht eher um eine Propaganda-Show handelt. Serioes erscheint mir ein solches Vorgehen bei Abstimmung auf jeden Fall nicht.

https://www.e1.ru/news/spool/news_id-69336919.html

und Omsk

https://ngs55.ru/news/more/69335245/

Fragestellung und zwei Antwortmoeglichkeiten

https://ngs55.ru/news/more/69321343/
ATTN @all: Ich bin weder der Verfasser noch ein Redaktionsmitarbeiter von der/den vorstehenden Verlinkung/en.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von m5bere2 »

kamensky hat geschrieben: 26 Jun 2020, 19:26 Sieht man sich diese Bilder an, dann ist die Frage wohl berechtigt, ob es sich bei der besagten Abstimmung nicht eher um eine Propaganda-Show handelt. Serioes erscheint mir ein solches Vorgehen bei Abstimmung auf jeden Fall nicht.
Ja, wenn man sich diese Bilder anschaut, versteht man wirklich, dass die größte Gefahr für dieses Land die ganzen Schwulen-Ehen sind!
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Norbert »

Ich werde mir die Show am Mittwoch im Generalkonsulat in Leipzig in jedem Fall anschauen. Aus Prinzip.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Wladimir30 »

Berlino10 hat geschrieben: 26 Jun 2020, 12:08
Wenn RUS nach 20 Jahren immer noch genau den (Zar) Putin wirklich so dringend bräuchte, dann hat Putin mMn versagt, dann ist nicht nur der demokratische Aufbau des Landes gescheitert,
Klingt ja richtig. Die Frage, ob "die Russen" das wirklich auch so sehen. Wenn man die Wortmeldungen von Russen hierzu liest und hört, dann natürlich, keine Zweifel. Nur sind diejenigen, die sich so oder so zu Wort melden, auch repräsentativ für alle? Was würde wirklich anders werden, wenn ein neuer käme? Ich bin der Meinung, dass, ausgehend von der russischen (Geistes-) Geschichte, das derzeitige System für das Volk nicht das Schlechteste ist.

Disclaimer, sozusagen. Ich will das System, so, wie es derzeit in Russland herrscht, nicht verteidigen oder verherrlichen. Dasselbe trifft auch auf den derzeitigen Präsidenten zu. Ich versuche nur, Russland nicht mit den Kategorien, die in Deutschland als erstrebenswert angesehen werden, also wann etwas geglückt oder gut gemacht worden ist, zu beurteilen.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Berlino10 »

Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 12:02Klingt ja richtig. Die Frage, ob "die Russen" das wirklich auch so sehen. Wenn man die Wortmeldungen von Russen hierzu liest und hört, dann natürlich, keine Zweifel. Nur sind diejenigen, die sich so oder so zu Wort melden, auch repräsentativ für alle? Was würde wirklich anders werden, wenn ein neuer käme? Ich bin der Meinung, dass, ausgehend von der russischen (Geistes-) Geschichte, das derzeitige System für das Volk nicht das Schlechteste ist.
Du hast Recht. Viele Russen in den internat. sozialem Medien sehen es so. Aber schon "meine" Russen im Alltag nicht. Sie sind immer noch zufrieden damit, dass und wie es die letzten 20 Jahre besser wurde und fürchten ungewisse Veränderungen.
Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 12:02 Ich will das System, so, wie es derzeit in Russland herrscht, nicht verteidigen oder verherrlichen. Dasselbe trifft auch auf den derzeitigen Präsidenten zu. Ich versuche nur, Russland nicht mit den Kategorien, die in Deutschland als erstrebenswert angesehen werden, also wann etwas geglückt oder gut gemacht worden ist, zu beurteilen.
Das finde ich unbedingt beachtenswert. Aber selbst wenn man den derzeitigen Präsidenten als förderlich erachtet, sollte man sehen, dass es nötig (gewesen) wäre, RUS auch unabhängig seiner Person ins Laufen zu bringen. Das meine ich zeitlich wie örtlich. Wo und wenn die Machtzentrale schützt, funktioniert es, Energien des Landes auszuschöpfen (siehe Krimbrücke u.v.m.) aber diese kann nicht überall sein.

Ein wirklich guter Präsident sollte das Land in die Lage versetzen, überall und dezentral gut zu funktionieren: Politik, Bürokratie, Justiz, Polizei, ... möglichst frei von Willkür und Korruption, so daß die Menschen mit Motivation und fairen Chancen ihre Zukunft selbst mitgestalten können und wollen. Letztendlich ist der real existierende Sozialismus mMn genau an dieser Plan- und Machtzentralisierung sowie der Entmündigung der Bürger gescheitert.

Dass der Kolonial-Kapitalismus in RUS den Staat völlig ausser Funktion setzte und für die meisten Russen noch verheerender wütete, sollte keine Rechtfertigung sein, es nicht mit einer politisch wie wirtschaftlich förderlichen demokratischen, sozialen, dezentralen Marktwirtschaft zu versuchen.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Wladimir30 »

Berlino10 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 16:40 Sie sind immer noch zufrieden damit, dass und wie es die letzten 20 Jahre besser wurde .
Das stimmt ja aber auch erstmal.
...und fürchten ungewisse Veränderungen
Einfach gesagt: Wenn ein "Neuer" mit neuer Mannschaft kommt, wird er sich und seiner Mannschaft erstmal die Taschen vollstopfen. Deutlich auf Kosten des "einfachen Mannes". Und es könnte ja durchaus noch schlimmer kommen. Natürlich auch viel besser, keine Frage.
Aber selbst wenn man den derzeitigen Präsidenten als förderlich erachtet, sollte man sehen, dass es nötig (gewesen) wäre, RUS auch unabhängig seiner Person ins Laufen zu bringen.
Stimmt grundsätzlich natürlich. Nur: klappt das in Russland auch? Ich hatte ja hier vor nicht allzu langer Zeit ausführlich darüber referiert, dass in der russischen Geschichte alles auf eine Person konzentriert wurde, auf Staatsebene bis runter auf die Dorfebene. Und diese Verhaltensstrkturen sind heute absolut genauso verfolgbar. Das hat Vor- und Nachteile. Es ist aber numal so in der russischen Geschichte, und die sitzt in jedem Volk unbewußt fest. Läßt sich sprachlich auch sehr schön und vielfältig festmachen. Und das, was unbewußt festsitzt, ist nur schwer ausrottbar.
Ein wirklich guter Präsident sollte das Land in die Lage versetzen, überall und dezentral gut zu funktionieren: Politik, Bürokratie, Justiz, Polizei, ...
Na, hier hast Du das Ergebnis (die Folgen) mit der Ursache vermischt. "Guter Präsident" dann, wenn "das Land dezentral funktioniert"? Was hat Putin gleich nach Amtsübernahme gemacht? Er hat das Land zusammen gehalten, die Strukturen stark gestrafft, hat die Föderationssubjekte, die vor dem Absprung waren, wieder "heim ins Reich" geholt. Gleichzeitig hat er durch die Schaffung der sieben föderalen Kreise eine gewisse Dezentralisierung ermöglicht. Die "Oblaste" haben eine größere Autonomität als die deutschen Landkreise oder Bundesländer. Die ist nun schrittweise rückgängig gemacht worden durch die Tatsache, dass die Gouverneure letztendlich direkt von der Hand des Präsidenten abhängig sind. Aber dennoch ist z.B. im Gebiet Wladimir der Gouverneur von der LDPR. Ein deutlicher Unterschied zur vorherigen Amtsinhaberin vom "Einigen Russland".
möglichst frei von Willkür und Korruption,
Hatten wir vor ein paar Tagen erst. Die Korruption im Alltag ist sehr deutlich zurück gegangen, damit auch die Willkür. Korruption in größerem und großem Massstab ist durchaus vorhanden. Aber nur in Russland, in Deutschland nicht? Aber natürlich auch in Deutschland und anderswo.
so daß die Menschen mit Motivation und fairen Chancen ihre Zukunft selbst mitgestalten können und wollen.
Das "Wollen" ist hier der entscheidende Punkt. Dieses Wollen muss gefördert und erhalten werden. Meiner Meinung nach gehört hier die Rechtssicherheit an oberster Stelle.
Letztendlich ist der real existierende Sozialismus mMn genau an dieser Plan- und Machtzentralisierung sowie der Entmündigung der Bürger gescheitert.
Ich denke, an der Missachtung der Wünsche der Bevölkerung. Die Entmündigung halte ich hier nicht für den wichtigsten Aspekt. Die Leute hatten sich arrangiert. "Der Staat tut so, als ob er uns bezahlt, und wir tun so, als ob wir arbeiten."
Dass der Kolonial-Kapitalismus in RUS den Staat völlig ausser Funktion setzte und für die meisten Russen noch verheerender wütete, sollte keine Rechtfertigung sein, es nicht mit einer politisch wie wirtschaftlich förderlichen demokratischen, sozialen, dezentralen Marktwirtschaft zu versuchen.
Versuch macht kluch. Nur, inwieweit die von Dir genannten Kategorien "demokratisch", "dezentral", "Marktwirtschaft" in diesem Zusammenspiel das sind, was Russland braucht, um zu genesen, nun, ich bin da eben mehr als skeptisch, ob das nicht zuförderst westliches Wunschdenken ist.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von lausi »

Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 12:02 Was würde wirklich anders werden, wenn ein neuer käme? Ich bin der Meinung, dass, ausgehend von der russischen (Geistes-) Geschichte, das derzeitige System für das Volk nicht das Schlechteste ist.

Disclaimer, sozusagen. Ich will das System, so, wie es derzeit in Russland herrscht, nicht verteidigen oder verherrlichen. Dasselbe trifft auch auf den derzeitigen Präsidenten zu. Ich versuche nur, Russland nicht mit den Kategorien, die in Deutschland als erstrebenswert angesehen werden, also wann etwas geglückt oder gut gemacht worden ist, zu beurteilen.
100% Zustimmung!
Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 12:02 Das "Wollen" ist hier der entscheidende Punkt. Dieses Wollen muss gefördert und erhalten werden. Meiner Meinung nach gehört hier die Rechtssicherheit an oberster Stelle.
Ebenso meine 100%. An der Rechtssicherheit hängt alles Folgende. Das ist mMn das größte Problem für RU und nicht so einfach zu realisieren.
DE z.B. hat seit Friedrich II. Jahrhunderte Berufsbeamtentum gebraucht, um den Stand zu erreichen, der zur Zeit wieder zerstört wird.
Nur, inwieweit die von Dir genannten Kategorien "demokratisch", "dezentral", "Marktwirtschaft" in diesem Zusammenspiel das sind, was Russland braucht, um zu genesen, nun, ich bin da eben mehr als skeptisch, ob das nicht zuförderst westliches Wunschdenken ist.
Auch das sehr ich genauso. Das klappt mittlerweile auch im Westen nicht mehr.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Berlino10 »

Wladimir30 hat geschrieben: 27 Jun 2020, 17:39 Versuch macht kluch. Nur, inwieweit die von Dir genannten Kategorien "demokratisch", "dezentral", "Marktwirtschaft" in diesem Zusammenspiel das sind, was Russland braucht, um zu genesen, nun, ich bin da eben mehr als skeptisch, ob das nicht zuförderst westliches Wunschdenken ist.
Ich vertraue deinen Einschätzungen mehr als meinen .. :roll: .. wenn es so ist, dann bekommen die Russen, was sie verdienen, bzw, was sie wollen. ;)

Ich denke aber auch, dass sich die jüngeren Generationen vielleicht langsam auch emanzipieren könnten, von dem, was RUS bisher historisch geprägt hatte, die stets persönliche Führung, die schlimmen westlichen 90er Jahre ... auch die Größe des Landes relativiert sich ja bereits durch die Internet-Technologien ... u.v.m. So skeptisch und kritisch ich gegenüber den aktuellen, westlichen, zunehmend oligarchischen, zunehmend asozialeren und umweltzerstörerischen Entwicklungen auch bin, ... das Deutschland oder Skandinavien vor 20-30 Jahren ist mMn immer noch ein erstrebenswertes Vorbild.
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von Wladimir30 »

Berlino10 hat geschrieben: 28 Jun 2020, 10:21dann bekommen die Russen, was sie verdienen, bzw, was sie wollen. ;)
So sehe ich das eigentlich auch. Das Zusammenspiel zwischen Volk und Macht ist ja in der Regel ein Geben und Nehmen, beide Seiten wissen, wie weit sie gehen können bzw. wollen.
Ich denke aber auch, dass sich die jüngeren Generationen vielleicht langsam auch emanzipieren könnten, von dem, was RUS bisher historisch geprägt hatte
Das ist der Punkt, wo ich Dir einerseits zustimme. Zustimmen möchte. Ja, vieles spricht dafür. Andererseits aber sitzen unbewusste Stereotypen, Verhaltensmuster u.ä. sehr tief. Sie kommen dann klar zum Vorschein, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn Extremsituationen eintreten. Die Ereignisse 1991 und 1993 waren solche Situationen. Da werden neu erlernte Verhaltensmuster über Bord geworfen, und das Volk handelt auf die ihm eigene Weise, wobei neu entstandene gesellschaftliche Strukturen zeitweilig ihre Bedeutung verlieren. Die Ereignisse dieser beiden Jahre haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen. Weil sich hier in überdeutlicher Weise das bestätigt hatte, was ich mir theoretisch angeeignet, aber in vielem für nicht richtig erachtet hatte.
das Deutschland oder Skandinavien vor 20-30 Jahren ist mMn immer noch ein erstrebenswertes Vorbild.
Auch viele Russen schauen mit großen Augen auf die Strukturen und sozialen wie wirtschaftlichen Errungenschaften dieser Länder. Irgendwie ist da natürlich Neid zu spüren. Aber mehr noch wird über das eigene System geschimpft, gewettert, geflucht. Auf die Frage, warum es dann nicht anders gemacht wird, kommt ein Achselzucken und es wird was gemurmelt der Art "Ach, ist doch nicht schlecht hier. So eigentlich."
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Re: Abstimmung 1. Juli

Beitrag von lausi »

Berlino10 hat geschrieben: 28 Jun 2020, 10:21 ... das Deutschland oder Skandinavien vor 20-30 Jahren ist mMn immer noch ein erstrebenswertes Vorbild.
Ein Vorbild, ja. Aber diese Länder haben seit der Aufklärung Jahrhunderte gebraucht, um dahin zu kommen.
RU hat diese Zeit und Ruhe nicht.
Dieser Text deckt sich völlig mit meiner Ansicht zu DE:
Die alte, gelassen-freundlich-souveräne Bundesrepublik Deutschland verblasst in den letzten Jahren für mich immer mehr zu einer wehmütigen Erinnerung. Genau wie zuvor schon die nicht so gelassene DDR, an die es bei mir auch eine verblassende Erinnerung gibt, wenn auch keine wehmütige.
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