Gas - wie geht es weiter?

Debatte zu den Konflikten in der Ukraine. Wir bitten insbesondere hier um eine zivilisierte Kommunikation. Aus schlechter Erfahrung beschränken wir jedoch auch bei diesem Thema die Zugriffe auf jene Benutzer, die explizit an der Diskussion teilnehmen möchten, wie bereits im "Politischen Forum".
_RGP_
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von _RGP_ »

Nikolaus hat geschrieben: 23 Apr 2022, 12:27 Und so liest man dann in manchen unserer Medien eine von DPA kommende Meldung, dass der Generalsekretaer des CDU-Wirtschaftsrates meint, dass ein Energie-Embargo seitens des Westens fuer Russland sogar vorteilhaft sein koenne.
https://www.boerse-online.de/nachrichte ... 1031376304
Freilich war die Meldung schnell bei tagesschau.de wieder entfernt - ein Hurra der "freien, unabhaengigen" Zensur!
Findet sich zumindest im täglichen Ukraine-Tagesschauticker (1:10 Uhr)
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... g-129.html
arghmage
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von arghmage »

Nikolaus hat geschrieben: 23 Apr 2022, 12:27 Und so liest man dann in manchen unserer Medien eine von DPA kommende Meldung, dass der Generalsekretaer des CDU-Wirtschaftsrates meint, dass ein Energie-Embargo seitens des Westens fuer Russland sogar vorteilhaft sein koenne.
https://www.boerse-online.de/nachrichte ... 1031376304
Freilich war die Meldung schnell bei tagesschau.de wieder entfernt - ein Hurra der "freien, unabhaengigen" Zensur!
zdf.de war aber etwas langsamer, pfui! ;)
Laß mal die Zensurphantasien weg ;)
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... rofitieren
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... tType=news

Ob das letztendlich wirklich vorteilhaft für Russland wäre, ist natürlich eine interessante Frage. Für Pipelinegas ist der Kundenkreis ja naturgemäß beschränkt. Daß die Türkei und China so viel mehr abnehmen, glaube ich nicht (falls die Pipelines das überhaupt hergeben), die würden dann preismäßig aber auch pokern.
Bei Kohle und Öl sieht es natürlich anders aus. Wobei man sich da auch fragen muß, ob sie Kohle/Öl zu Höchstpreisen loswerden. Könnte auch so kommen: Keiner sonst will dein Öl, also zahlen wir dir wenigstens 80% vom Marktpreis ...
Das Hauptproblem sehe ich eher langfristig, da ja der Trend weg von fossilen Energieträgern eindeutig ist und ohne den Export von Öl/Gas/Kohle ist Russland wirtschaftlich ein Zwerg. Da müssen sie durchaus rasch gegensteuern, was aber bislang noch nicht passiert ist.
Der Krieg beschleunigt den Prozess nur sehr stark, dabei verliert Russland Einnahmequellen und weltweit steigen die Preise.
Im Prinzip verlieren alle, Gewinner sehe ich da keine (und wenn, dann eher kurzfristig).
Nikolaus
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Nikolaus »

arghmage hat geschrieben: 23 Apr 2022, 13:28 Laß mal die Zensurphantasien weg ;)
Ok, ist jetzt bei tagesschau unter "Ukraine-Krieg" - ist mir nicht aufgefallen, meinte deshalb faelschlich, dass zdf einfach langsamer reagiere. Sorry, war ich unaufmerksam.
Das Hauptproblem sehe ich eher langfristig, da ja der Trend weg von fossilen Energieträgern eindeutig ist und ohne den Export von Öl/Gas/Kohle ist Russland wirtschaftlich ein Zwerg. ...
Der Krieg beschleunigt den Prozess nur sehr stark, dabei verliert Russland Einnahmequellen und weltweit steigen die Preise.
Im Prinzip verlieren alle, Gewinner sehe ich da keine (und wenn, dann eher kurzfristig).
Nun, kurzfristig werden die Preise schon nach der Ankuendigung eines Embargos stark steigen - das Angebot sinkt ja dann. Und da gibt es schon Gewinner - naemlich die Laender, die von Ru zu einem Discount zum neuen hoeheren Weltmarktpreis Energietraeger kaufen koennen. Und natuerlich die Laender, die Energietraeger zu deutlich hoeheren Weltmarktpreisen in Europa verkaufen koennen. Wieviel Ru tatsaechlich gegenueber den heutigen Einnahmen verliert, ist wohl unklar - schliesslich sind die Preise fuer den Export nach Europa jetzt auch weit unter den Weltmarktpreisen. Unzweifelhaft verlieren wir Europaeer, da wir die neuen hoeheren Weltmarktpreise zahlen werden muessen. Und vielleicht noch viel wichtiger, weil diese hoeheren Preise fuer Energie die Konkurrenzfaehigkeit unserer Exportwaren verringern. Moeglich ist freilich auch, dass das nicht mehr relevant ist, da kurzfristig ganze Industriezweige infolge Gasmangel in D zusammenbrechen.
Mittelfristig werden wohl die Russen trotz aller Technologie-Sanktionen die Pipelines nach China ausgebaut haben (vielleicht eben mit etwas aelterer Technologie als angedacht) - lange, bevor in D vielleicht um 2030 auch nur annaehernd russische Energietraeger voll ersetzt werden koennen.
Wenn nicht langfristig D wieder von seinen Plaenen zur Abkehr von fossilen Energietraegern und Kernenergie Abstand genommen hat, wird es moeglicherweise auf lange nicht mehr konkurrenzfaehig sein - wir hoeren ja immer oefter von anderen europaeischen Laendern, in denen man z.B. doch mehr auf Atomenergie setzt.
Naja, "Trend weg von fossilen Energietraegern" gilt eben so hauptsaechlich nur fuer D. Die Welt, selbst Europa zieht da nicht so mit. Und schauen wir mal, was nach Biden kommt und wann ...

Nachtrag: Das grosse "Umverteilen" scheint ja mittlerweile so richtig in Gang zu kommen. Heute kam ja nun die Nachricht, dass Shell seine Anteile an "Sachalin-2" veraeussern will.
https://www.rbc.ru/business/24/04/2022/ ... um=desktop
Und siehe da, der "Grosse Gewinner" scheinen chinesische Kaufinteressenten zu werden. Und der Riesenverlierer ist wohl eindeutig der europaeische Grosskonzern.
Aehnlich hoerte man auch von Renault bei Avtovaz - auch dort werden wohl die Chinesen preisguenstig einsteigen.
Und und und ...

Was wurde denn eigentlich nach dem Bankrott der Nordstream-2 AG aus den Milliarden-Finanzierungen seitens etlicher europaeischer Konzerne, besonders interessieren mich natuerlich Winterhall und Uniper. Bleiben darauf die Firmen sitzen, soweit die das nicht einpreisen koennen. Oder steht der deutsche Staat wieder mal in der Pflicht - d.h. wir werden direkt ueber die Steuern bzw. Umverteilungen im Budget zur Kasse gebeten. Ok, die fuenf Milliarden sind heutzutage, wo Billionen verpulvert werden, freilich Kleinigkeiten ...

Nein, ich kann mich ueberhaupt nicht ueber "wirksame" Sanktionen freuen, wie wohl so viele "Schlechtinformierte" in D (und erstaunlicherweise auch hier im Forum). Ja, vielleicht wird es den Russen davon schlechter gehen, wahrscheinlich sogar. Aber uns in D natuerlich genauso. Und mit am deutlichsten werden das wohl auch russisch-deutsche Familien verspueren, kurzfristig ja schon jetzt in vielen Tagesfragen, aber langfristig ganz besonders ...
Gar keine Frage - wir zaehlen zu den grossen Verlierern.
Nikolaus
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Nikolaus »

Ab heute stellt Gazprom nun die Lieferung von Gas nach Bulgarien und Polen ein. Damit soll sicherlich nur unterstrichen werden, dass man auf der Zahlung ueber spezielle Konten bei der Gazprombank besteht - also Zahlung auf Dollar/Euro-Unterkonto mit Konvertierung durch die Gazprom-Bank (ueber die Moskauer Boerse) auf Rubel-Unterkonto und Ueberweisung auf Gazprom-Konto. Die Importeure dieser Laender haben aber darauf bestanden, weiter auf Dollar/Euro-Konten zu zahlen, die der Westen problemlos jederzeit einfrieren kann. Insbesondere in Polen gibt es ja wohl eigene erweiterte Sanktionen bereits jetzt hinsichtlich Gazprom.
Diese Demonstration von Gazprom hat freilich kaum Auswirkungen. Die Polen haben bereits erklaert, dass sie die laufenden Vertraege auslaufen lassen, und die Lieferungen ueber die Jamal-Pipeline waren ja schon laenger minimal. Die Bulgaren kommen wohl mit ihren gespeicherten Vorraeten erstmal ueber den Sommer. Das Gas wurde ja bereits geliefert - vorab.
Entscheidend wird es im Mai, wenn solche Grosskunden wie Uniper fuer die April-Lieferungen bezahlen muessen.
https://www.tagesschau.de/ausland/europ ... n-101.html
https://www.rbc.ru/politics/26/04/2022/ ... rom_main_4
https://www.rbc.ru/politics/26/04/2022/ ... um=desktop

Mir scheint ja, dass die Gaslieferungen ueberhaupt nur noch ein Nebenschauplatz sind. Mit den Lieferungen von Panzern an die Ukraine machen wir ja einen weiteren Schritt hin zu einem direkten Eintritt in den Krieg. Denn die Russen werden sicherlich jetzt die Transportwege an den Grenzen EU-Ukraine angreifen. Passende "Zwischenfaelle" werden da wohl nicht ausbleiben.
m1009

Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von m1009 »

Nikolaus hat geschrieben: 27 Apr 2022, 08:25 Mit den Lieferungen von Panzern an die Ukraine machen wir ja einen weiteren Schritt hin zu einem direkten Eintritt in den Krieg.
Gepard Panzer, oder? 50 Stueck. Plus 52.000 Schuss... Insgesamt, nicht pro Panzer.... Mehr hamse nicht auf Lager...

Feuerrate eines Gepard?... 1100 Schuss .

Pro.

Minute.
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Okonjima »

m1009 hat geschrieben: 27 Apr 2022, 12:25
Gepard Panzer, oder? 50 Stueck. Plus 52.000 Schuss... Insgesamt, nicht pro Panzer.... Mehr hamse nicht auf Lager...
https://www.zeit.de/politik/ausland/202 ... 2#comments

man beachte die Anzahl...uhhh Verschwörungstheorie ;)
Foto ist allerdings alt - die werden noch mit einem "Z" nachgerüstet :lol:
Ihr Hund bellt aber in einer tiefen Tonlage... Ja, es ist ein Subwuffer!
paramecium
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von paramecium »

m1009 hat geschrieben: 27 Apr 2022, 12:25
Nikolaus hat geschrieben: 27 Apr 2022, 08:25 Mit den Lieferungen von Panzern an die Ukraine machen wir ja einen weiteren Schritt hin zu einem direkten Eintritt in den Krieg.
Gepard Panzer, oder? 50 Stueck. Plus 52.000 Schuss... Insgesamt, nicht pro Panzer.... Mehr hamse nicht auf Lager...

Feuerrate eines Gepard?... 1100 Schuss .

Pro.

Minute.
Der Gepard war an den meisten Standorten schon ausgemustert als ich noch bei der Bundeswehr war. Das ist 16-17 Jahre her. Es wundert mich, dass man überhaupt noch Munition hat.
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Hanie1 »

also der Rubel wird immer stärker und ist jetzt auf dem Niveau wie vor dem Krieg
während der Euro immer schwächer wird

https://www.finanzen.net/devisen/us_dol ... ubel/chart
Marco
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Marco »

Solange man nicht Rubel gegen Dollar tauschen kann wie man will bzw. seine im Export erwirtschafteten Dollar behalten kann und nicht zwangsabgeben muss und solange an der Börse nicht alle, die wollen Wertpapiere kaufen und verkaufen können, hat das sehr wenig Aussagekraft.
Nikolaus
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Re: Gas - wie geht es weiter?

Beitrag von Nikolaus »

Okonjima hat geschrieben: 27 Apr 2022, 12:48 ...
man beachte die Anzahl...uhhh Verschwörungstheorie ;)
Ja, ich habe unlaengst noch von weiteren "Verschwoerungstheorien" in unseren Staatsmedien gelesen, z.B. dass Polen um die 100 Panzer an die Ukraine uebergibt, und dass Deutschland ueber Slowenien auch um die 100 "per Ringtausch gewaschene Panzer" :lol: bereitstellt, ...
Naja, der entscheidende Punkt ist ja, dass der naechste Damm gebrochen ist - Genehmigungen fuer schwere Waffen an die Ukraine sind nun nur noch eine formale Routinesache. Und wichtig ist auch nicht, dass man das in D als normale "Hilfe" - nicht als Kriegsbeteiligung - darstellt, sondern wie es Ru aufnimmt. Und Putin hat wohl gestern sofort reagiert.

Zum Embargo des Imports russischer Energietraeger konnte man ja gestern von Habeck hoeren, dass die alternative Erdoelversorgung in wenigen Tagen durch Polen sichergestellt ist. (12%). Der "kleine Rest" ist wohl schon in den Tuechern ueber "Tankerkaeufe". Mit welchem Preisaufschlag und fuer welchen Zeitraum?! Na, dann kann das "Oel-Embargo fuer die Freiheit" ja nun gestartet werden!? Mir wird schlecht, wenn ich so etwas Dilettantisches lese ... Das ist die voellig unfaehige "Generation der Erben" - skrupellose, scheinheilige Schwaetzer ... Scheint mir jeden Tag.
Auswirkungen zeigt nun auch die Weigerung Deutschlands, die Rueckgabe aller bisher von Gazprom gehaltenen Anteile an seine deutsche Tochter zu akzeptieren - die hat nun ja wohl letztlich nur noch einen 0,01%-Minoritaetseigner. Moeglicherweise hat der von Habeck eingesetzte Treuhaender nur nicht alle juristischen und finanztechnischen Feinheiten beruecksichtigt. Jedenfalls hat die Gazprombank aus formalen Gruenden die Zahlungen fuer einige Gaslieferungen durch Gazprom von einer Tochter von Gasprom Germania nicht angenommen. Folgen, weiss der Teufel - gute sind's auf keinen Fall. Da koennte eher auch ein Lieferstopp reifen. Ein juristischer Streit auf jeden Fall, und zumindest bis zu dessen Loesung sitzt wohl Gazprom am laengeren Hebel.
https://www.bloomberg.com/news/articles ... ading-unit
https://ria.ru/20220427/gaz-1785838533. ... um=desktop
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