arghmage hat geschrieben: ↑23 Apr 2022, 13:28
Laß mal die Zensurphantasien weg
Ok, ist jetzt bei tagesschau unter "Ukraine-Krieg" - ist mir nicht aufgefallen, meinte deshalb faelschlich, dass zdf einfach langsamer reagiere. Sorry, war ich unaufmerksam.
Das Hauptproblem sehe ich eher langfristig, da ja der Trend weg von fossilen Energieträgern eindeutig ist und ohne den Export von Öl/Gas/Kohle ist Russland wirtschaftlich ein Zwerg. ...
Der Krieg beschleunigt den Prozess nur sehr stark, dabei verliert Russland Einnahmequellen und weltweit steigen die Preise.
Im Prinzip verlieren alle, Gewinner sehe ich da keine (und wenn, dann eher kurzfristig).
Nun, kurzfristig werden die Preise schon nach der Ankuendigung eines Embargos stark steigen - das Angebot sinkt ja dann. Und da gibt es schon Gewinner - naemlich die Laender, die von Ru zu einem Discount zum neuen hoeheren Weltmarktpreis Energietraeger kaufen koennen. Und natuerlich die Laender, die Energietraeger zu deutlich hoeheren Weltmarktpreisen in Europa verkaufen koennen. Wieviel Ru tatsaechlich gegenueber den heutigen Einnahmen verliert, ist wohl unklar - schliesslich sind die Preise fuer den Export nach Europa jetzt auch weit unter den Weltmarktpreisen. Unzweifelhaft verlieren wir Europaeer, da wir die neuen hoeheren Weltmarktpreise zahlen werden muessen. Und vielleicht noch viel wichtiger, weil diese hoeheren Preise fuer Energie die Konkurrenzfaehigkeit unserer Exportwaren verringern. Moeglich ist freilich auch, dass das nicht mehr relevant ist, da kurzfristig ganze Industriezweige infolge Gasmangel in D zusammenbrechen.
Mittelfristig werden wohl die Russen trotz aller Technologie-Sanktionen die Pipelines nach China ausgebaut haben (vielleicht eben mit etwas aelterer Technologie als angedacht) - lange, bevor in D vielleicht um 2030 auch nur annaehernd russische Energietraeger voll ersetzt werden koennen.
Wenn nicht langfristig D wieder von seinen Plaenen zur Abkehr von fossilen Energietraegern und Kernenergie Abstand genommen hat, wird es moeglicherweise auf lange nicht mehr konkurrenzfaehig sein - wir hoeren ja immer oefter von anderen europaeischen Laendern, in denen man z.B. doch mehr auf Atomenergie setzt.
Naja, "Trend weg von fossilen Energietraegern" gilt eben so hauptsaechlich nur fuer D. Die Welt, selbst Europa zieht da nicht so mit. Und schauen wir mal, was nach Biden kommt und wann ...
Nachtrag: Das grosse "Umverteilen" scheint ja mittlerweile so richtig in Gang zu kommen. Heute kam ja nun die Nachricht, dass Shell seine Anteile an "Sachalin-2" veraeussern will.
https://www.rbc.ru/business/24/04/2022/ ... um=desktop
Und siehe da, der "Grosse Gewinner" scheinen chinesische Kaufinteressenten zu werden. Und der Riesenverlierer ist wohl eindeutig der europaeische Grosskonzern.
Aehnlich hoerte man auch von Renault bei Avtovaz - auch dort werden wohl die Chinesen preisguenstig einsteigen.
Und und und ...
Was wurde denn eigentlich nach dem Bankrott der Nordstream-2 AG aus den Milliarden-Finanzierungen seitens etlicher europaeischer Konzerne, besonders interessieren mich natuerlich Winterhall und Uniper. Bleiben darauf die Firmen sitzen, soweit die das nicht einpreisen koennen. Oder steht der deutsche Staat wieder mal in der Pflicht - d.h. wir werden direkt ueber die Steuern bzw. Umverteilungen im Budget zur Kasse gebeten. Ok, die fuenf Milliarden sind heutzutage, wo Billionen verpulvert werden, freilich Kleinigkeiten ...
Nein, ich kann mich ueberhaupt nicht ueber "wirksame" Sanktionen freuen, wie wohl so viele "Schlechtinformierte" in D (und erstaunlicherweise auch hier im Forum). Ja, vielleicht wird es den Russen davon schlechter gehen, wahrscheinlich sogar. Aber uns in D natuerlich genauso. Und mit am deutlichsten werden das wohl auch russisch-deutsche Familien verspueren, kurzfristig ja schon jetzt in vielen Tagesfragen, aber langfristig ganz besonders ...
Gar keine Frage - wir zaehlen zu den grossen Verlierern.