Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Debatte zu den Konflikten in der Ukraine. Wir bitten insbesondere hier um eine zivilisierte Kommunikation. Aus schlechter Erfahrung beschränken wir jedoch auch bei diesem Thema die Zugriffe auf jene Benutzer, die explizit an der Diskussion teilnehmen möchten, wie bereits im "Politischen Forum".
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Norbert
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Norbert »

Kann mich gut an die Geschichten erinnern, als der Sapsan erstmals fuhr. Wie schnell im Netz Geschichten kamen, wie schlecht alles wäre. Da wurden angebliche Fotos der Radreifen gezeigt, die unmöglich von einem Sapsan sein konnten - aber was im Netz steht, muss ja stimmen.

Das Internet hat sicher ganz neue Formen der Informationsbeschaffung möglich gemacht, was super ist. Aber schlauer wird man davon nur, wenn man seinen Geist weiterhin benutzt.
m1009

Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von m1009 »

"Ich hab doch die Bilder gesehen, also muss es stimmen."

Ich wiederhole mich. Goebbels haette seine wahre Freude, mit den heutigen Moeglichkeiten.
agence1
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von agence1 »

Stromtransit:
Wegen der Umsetzung der Sanktionen im Güterverkehr erwägt die Russ Föderation Litauen aus dem Stromverbund, dem sogenannten Brell-Ring rauszuwerfen. Aussage der Mediensprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa,
An diesem Stromverbund sind die 3 baltischen Staaten, sowie Kaliningrad angeschlossen.
Das würde bedeuten, dass Kaliningrad auch keinen Strom mehr hätte, wäre also für die Russ Föderation ein Schuss ins eigene Bein.
Aus diesem Grund vermute ich, dass da gar nichts passieren wird. Es sind nur leere Drohgebärden.

Wegen den möglichen Problemen betr. einer möglichen Abschaltung des Verbundes erwog Vilnius vor Jahren, ein neues Kernkraftwerk zu erstellen. Gleichzeitig allerdings kündigte Russland ein AKW-Projekt für seine an Litauen angrenzende Ostsee-Exklave Kaliningrad an, und auch Weissrussland liess sich von Russland in unmittelbarer Nähe zu Litauen zwei Reaktoren bauen. Kaliningrad hat noch heute kein Atomkraftwerk. Kaliningrad übrigens auch nicht.
Damit hätte sich ein Überangebot an Strom ergeben. Darum verabschiedete sich Litauen von einem eigenen Reaktor.

Die baltischen Staaten blieben aber nicht untätig: Estland hat jetzt ein Unterseestromkabel mit Finnland in Betrieb genommen und Litauen eins mit Schweden. Dazu kommt noch eine Freileitung nach Polen. Somit sind die baltischen Staaten gut gerüstet, sollte doch das Unvermeintliche eintreten.
Kaliningrad bleibe da aussen vor. Die RF bleib nicht untätig und installierte in Kaliningrad Gaskraftwerke. Da diese aber über Litauen das Gas erhalten und die RF Litauen das Gas abgestellt hat, können diese nicht betrieben werden.

Ähnlich beim Gas. Es war vorauszusehen, das Gazprom bei einem Konflikt die Lieferung von Gas einstellen würde, so wie wir es gegenwärtig mit Deutschland sehen. Energie ist eine wirtschaftliche Waffe geworden.
Aus diesem Grund wurde mit erheblichem Aufwand ein schwimmendes Flüssiggas-Terminal beschafft, welches die baltischen Staaten jetzt mit Gas versorgt,

An diesen paar Beispielen sieht man gut, welche Verflechtungen zwischen der Sowjetunion und den ehemaligen sozialistischen baltischen Staaten bestand. Bei der Abspaltung blieben diese wichtigen Verflechtungen bis heute bestehen, welche sind: Spurbreite der Bahn, Strom- und Gasverbund, sowie Erdölpipelines. Erschwerend kommt dazu das eingeklemmte Kaliningrad.
Die baltischen Staaten haben begonnen verschieden Bahnstränge auf die europäische Spurbreite anzupassen, besonders die, welche sie mit Westeuropa verbindet.
Wenn ein Staat, in diesem Fall die RF an einem Zipfel zieht, so fällt wegen Kaliningrad das ganze Kartenhaus zusammen, das ist das, was wir gegenwärtig feststellen.
Zum Glück haben die baltischen Staaten vorgesorgt um nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Eine weitsichtige Entscheidung!
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Norbert
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Norbert »

Man wird schon konsequent weiter ein paar Fiesheiten finden, um sich zu ärgern.
domizil
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von domizil »

... mir scheint, dass der Wissensstand von "agence1" nicht aktuell, nicht komplett und nicht in allen genannten Fakten richtig ist.

Hoffen wir, dass sich die Europäische Union entschließt, die Transportblocke von Russland nach Russland aufzuheben, so dass Russland nicht die Sanktionen in Kraft setzen muss, die jetzt angedacht sind.

Persönlich finde ich es bedauerlich, dass keine einzige der Sanktionen bisher in Kraft gesetzt wurde. Russland hatte eine Frist von einer Woche gesetzt, die jetzt seit zwei Tagen verstrichen ist. Wiederum hört man aus dem Westen nur, dass man an dem Problem arbeite. Es gibt Zwischenkommentare von "Quellen", die über "Fortschritte" berichten. Und so zieht sich alles hin ... so wie immer ... so wie üblich.

Ich verstehe mich und meinen Charakter schon - ich bin ungeduldig und hätte mir gewünscht, dass, beginnend ab dem vergangenen Mittwoch, pro Tag eine Sanktion verhängt worden wäre. Das hätte die Arbeitsgeschwindigkeit der EU-Bürokratie trotz G20-Gipfel und NATO-Treffen vermutlich beschleunigt.

Uwe Niemeier
agence1
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von agence1 »

@domizil
Korrigiere mich bitte, denn ich lass mich gerne belehren, wenn ich was falsch berichte.
Da fällt mir kein Stein aus der Krone.
Du wohnst ja in Kaliningrad solltest es also besser wissen als ich.
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saransk
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von saransk »

domizil hat geschrieben: 30 Jun 2022, 12:23 Hoffen wir, dass sich die Europäische Union entschließt, die Transportblocke von Russland nach Russland aufzuheben, so dass Russland nicht die Sanktionen in Kraft setzen muss, die jetzt angedacht sind.
Aus welchem Grund sollte sie das? Es sind ja noch nicht mal überlebensnotwendige Güter betroffen. Besser Sanktionen als ein offener Krieg. Und wie soll man einem Schurkenstaat sonst noch gegenübertreten.
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Bobsie
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Bobsie »

saransk hat geschrieben: 30 Jun 2022, 14:14 Aus welchem Grund sollte sie das? Es sind ja noch nicht mal überlebensnotwendige Güter betroffen. Besser Sanktionen als ein offener Krieg. Und wie soll man einem Schurkenstaat sonst noch gegenübertreten.
Wen meinst Du jetzt mit Schurkenstaat?
ascombie
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von ascombie »

Bobsie hat geschrieben: 30 Jun 2022, 14:54
saransk hat geschrieben: 30 Jun 2022, 14:14 Aus welchem Grund sollte sie das? Es sind ja noch nicht mal überlebensnotwendige Güter betroffen. Besser Sanktionen als ein offener Krieg. Und wie soll man einem Schurkenstaat sonst noch gegenübertreten.
Wen meinst Du jetzt mit Schurkenstaat?
Sicherlich die RF.
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fugen
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von fugen »

ist wie mit dem leider, ihr interpretiert da mehr rein als es sein muss :-)
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