Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

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Auaiauy
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Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Auaiauy »

Am 20. Juni wurde der Leiter der litauischen Auslandsvertretung V.Umbrasiene in das Außenministerium Russlands vorgeladen.

Beim Leiter der litauischen Auslandsvertretung wurde Protest gegen in Vilnius ohne vorherige Ankündigung verhängte Verbot des Eisenbahntransits einer breiten Palette von Waren durch Litauen in die Region Kaliningrad geäußert. Die sofortige Aufhebung dieser Beschränkungen wurde gefordert.

Das Außenministerium wies darauf hin, dass die provokativen Maßnahmen der litauischen Seite, die gegen die völkerrechtlichen Verpflichtungen Litauens verstoßen, vor allem die gemeinsame Erklärung der Russischen Föderation und der Europäischen Union zum Transit zwischen dem Gebiet Kaliningrad und dem übrigen Hoheitsgebiet der Russische Föderation von 2002, gelten als offen feindselig.

In diesem Zusammenhang wurde erklärt, dass Russland sich das Recht vorbehält, Maßnahmen zum Schutz seiner nationalen Interessen zu ergreifen, wenn in naher Zukunft der Frachttransit zwischen der Region Kaliningrad und dem Rest des Territoriums der Russischen Föderation durch Litauen nicht vollständig wiederhergestellt wird .

Ein wichtiges Ereignis, aber kein Wort in den deutschen Medien. Wahrscheinlich werden sie später darüber berichten, wie Russland Litauen ohne ersichtlichen Grund verräterisch angegriffen hat.
domizil
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von domizil »

In der Zwischenzeit hat der Kaliningrader Gouverneur Anton Alichanow informiert, dass am Freitag eine fünfte Fähre zur Verfügung stehen wird. Die Firma verfügt über weitere fünf Fähren, die sie bereit ist, Kaliningrad zur Verfügung zu stellen. Damit dürfte, zumindest vorerst, das prinzipielle Blockadeproblem gelöst sein. Im August wird dann die Blockadepolitik wieder akut, denn dann tritt das Transitverbot für Erdöl in Kraft.

Gegensanktionen werden wohl auch noch in dieser Woche kommen, Es ist davon auszugehen, dass man entweder den Transit von Waren aus der EU durch das Kaliningrader Gebiet verbieten wird, oder aber nur den Transit von litauischer Ware. Dies ist dann ein erheblicher Schlag, denn Litauen erhält sehr viel Ware über den Seeweg und leitet diese dann im Landtransport über das Kaliningrader Gebiet nach Europa weiter. Die Neuausrichtung der Logistik in Litauen, macht diese Ware nicht mehr konkurrenzfähig - so meint man in Russland.
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Bluewolf
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Bluewolf »

Wie Domizil richtig schrieb, ist die Versorgung Kaliningrads auf dem Seeweg gesichert. Der Transitvertrag betrifft ausdrücklich den Straßenverkehr. Auf der Schiene kann Litauen machen was sie lustig finden, insbesondere EU Sanktionen durchsetzen...
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Bluewolf
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Bluewolf »

@domizil
Welche wichtigen Waren sollten denn unbedingt durch Kaliningrad geleitet werden müssen?
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knutella2k
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von knutella2k »

Auaiauy hat geschrieben: 20 Jun 2022, 22:53 Ein wichtiges Ereignis, aber kein Wort in den deutschen Medien. Wahrscheinlich werden sie später darüber berichten, wie Russland Litauen ohne ersichtlichen Grund verräterisch angegriffen hat.
Ich möchte nur der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass heute in der Tagesschau Online darüber berichtet wurde.
Bluewolf hat geschrieben: 21 Jun 2022, 01:48 Welche wichtigen Waren sollten denn unbedingt durch Kaliningrad geleitet werden müssen?
Lt. ebenjenen Tagesschau-Artikel geht es wohl um "Baumaterialen und Metalle"
Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst ...
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Auaiauy
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Auaiauy »

Ich vermute, dass Russland allein mit dem Seeweg nach Kaliningrad unzufrieden sein wird. Denn auch der Seeweg kann theoretisch gesperrt werden. Das kann man sich auch vorstellen, denn man sieht, dass das Spiel mit stetig steigenden Einsätzen weitergeht. Außerdem war das Transitabkommen, soweit ich gehört habe, an die Anerkennung der Grenzen Litauens geknüpft. Das heißt, der Abschluss dieses Vertrags war eine Bedingung für die Anerkennung der Grenzen Litauens durch Russland.
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von agence1 »

Kreml wirft Litauen „feindselige“ Begrenzung der Lieferungen vor
Die russ. Föderation droht mit Maßnahmen: Russland hat Litauen „offen feindselige“ Beschränkungen des Bahn-Frachtverkehrs in die russische Exklave Kaliningrad im Zuge der EU-Sanktionen vorgeworfen und damit die Spannungen mit den baltischen Staaten angeheizt. Sollte der Frachttransit zwischen Kaliningrad und dem Rest Russlands über litauisches Gebiet nicht rasch vollständig wiederhergestellt werden, behalte sich Russland „das Recht auf Handlungen zum Schutz seiner nationalen Interessen vor“. Brüssel betonte, die Maßnahmen stünden im Einklang mit EU-Sanktionen, kündigte aber eine Überprüfung der Leitlinien zu den Strafmaßnahmen an. Also Deeskalationsversuch seitens der EU.

Sollte die russ. Föderation gemäss seinen Worten das Recht auf Handlungen zum Schutz seiner nationalen Interessen durchsetzen wollen, dann bedeutet das eine Eskalation des Krieges und die NATO kommt dann ins Spiel.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Militärführung von GB seine Soldaten auf einen möglichen erweiterten Krieg vorbereitet.
agence1
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von agence1 »

Es ist kein generelles Transit-Verbot. Nur sanktionierte Waren dürfen nicht mehr transportiert werden.

Nach der lauten Kritik von Moskau stellt sich die EU auf die Seite von Litauen. Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell sagte am Montagabend bei einem EU-Aussenministertreffen in Luxemburg, dass man vorsorglich die rechtlichen Aspekte der Leitlinien zu Import- und Exportbeschränkungen für bestimmte Produkte noch einmal überprüfen werde.

Borrell betonte aber, dass Litauen keinerlei unilaterale Massnahmen erlassen habe, sondern einzig auf Grundlage von Leitlinien der EU-Kommission zur Umsetzung von Sanktionen handle. Die Anschuldigungen gegen das Land seien darum «falsch» und «reine Propaganda», zitiert Keystone-SDA (sda) Borrell. Denn der Transit von Personen und nichtsanktionierten Gütern würde weiterlaufen.

Ist es viel Geschrei um wenig? Die nächsten Tage werden das zeigen.
Klaus
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Klaus »

Man hat manchmal das Gefühl, da sitzt einer im Hintergrund (wahrscheinlich in Langley), und orchestriert gezielt solche Provokationen.
Seit Jahren geht es so, ein Nadelstrich nach dem anderen.

Keine Ahnung, wie lange das noch so weiter geht, wo das hinführt, und wie & wann es endet.

Aber schon John Lennon erkannte vor seiner Ermordung:
Unsere Gesellschaft wird von Verrückten geführt, für verrückte Ziele. Ich glaube wir werden von Wahnsinnigen gelenkt, zu einem wahnsinnigen Ende, und ich glaube ich werde als Wahnsinniger eingesperrt, weil ich das sage. Das ist das wahnsinnige daran.
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Re: Verbot des Eisenbahntransits durch Litauen in die Region Kaliningrad

Beitrag von Wladimir30 »

Klaus hat geschrieben: 21 Jun 2022, 18:34 Man hat manchmal das Gefühl, da sitzt einer im Hintergrund (wahrscheinlich in Langley), und orchestriert gezielt solche Provokationen.
Welch unerwartete geniale Einsicht. Klar ist das so, und das betrifft beileibe nicht nur Regeln für den Eisenbahntransport.
Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee
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