Ne passt schon Gibt aber auch noch mehr "Wessis" hier, liebevoll Transatlantiker genannt ^^ (so viel zum Diskussionsstil).Ich glaube außer Bluewolf (und hier kann ich mich irren) sind wir hier alle "Ossis" oder?
Aber das kam ja bei Plassberg auch auf den Tisch. Wer ist ab wann und wie tief Ossi? Zählt Wladimir inzwischen jetzt schon als Ossi? Ist man noch Ossi wie Frau Wellmer, obwohl man nur die Kindheit im Osten verbracht hat? Ist man Ossi, wie der Historiker Herr Creuzberger, wenn man inzwischen 30 Jahre in Brandenburg wohnt?
Wenn ich eurer Argumentation folge, dürfte also nur jemand mitreden, der bereits erwachsen war, als die Mauer fiel, also z. B. vor 1970 geboren.
Thema der Sendung war allerdings auch, dass mindestens noch die zweite Generation danach (also eben auch Frau Wellmer z. B.), quasi von den Eltern indoktriniert wurde. Und ich neige dazu dem zuzustimmen, wenn ich manche Ansichten höre. Warten wir mal ab, welche Ansichten die dritte Generation hat. Wobei diese ja eigentlich nur noch deutsch sein müsste, ohne irgendwelche Altlasten.
Ich habe aus verschiedenen Erlebnissen und Erfahrungen lange gebraucht, bis ich mit "in der DDR sozialisierten" Menschen warm geworden bin. Mit den Mädels schneller als mit den Jungs, aber die sind ja auch früher und zahlreicher hier aufgeschlagen
Generell kann ich zumindest die Meinung akzeptieren, dass Wessis zu dieser Zeit emotionslos und berechnend waren. Zumindest ein Teil davon. Zu dem ich mich wohl auch zählen müsste.
Wir hatten Dezember 1990 zu dritt Nähe Meiningen ein kleines Lagerhaus gemietet. Ich machte die Buchhaltung, meine zwei Kumpels waren Maler und Dachdecker. Ja, wir wussten, dass die meisten älteren Menschen mit Kapitalismus nie was am Hut hatten. Aber so eine schöne weiße Fassade mit einem neuen schönen roten Ziegeldach, das hat doch was! Natürlich alles 20% teurer als im Westen. Und wenn es eigentlich finanziell doch nicht reichte, vermittelten wir auch Kredite. Aber bei seriösen Banken, mit Vertrag und so.
Zwischenzeitlich haben wir auch mal gebrauchte Tanklaster gekauft und in Rumänien Sprit getankt, den wir dann in Österreich noch am Straßenrand vertickt haben. War ja quasi alles im Umkreis
Von daher, ja, unbedingt. Erfahrungen machen Menschen. Ich hätte unsere Kunden damals aber nie als doof oder zurückgeblieben bezeichnet. Nicht einmal als naiv. Woher hätten sie denn wissen sollen, dass man im Westen grundsätzlich erst mal mehrere Angebote einholt und vergleicht. U. a. auch Service und Garantieleistungen?
Aber wenn man wie ich und meine Kumpels in einem Dorf aufgewachsen ist, in dem Schreiner, Dachdecker, Maurer und Heizstoffhändler sich fast schon als "von und zu" fühlten, dann hat man dieses Kapitalismus Gen fast schon im Blut.
Und darum kann ich dieses Mimimi, was der Staat doch alles falsch und zu wenig macht, auch nicht mehr hören. Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. War der Lieblingsspruch meines Vaters. Und ehrlich? Der hat mir auch nie geholfen.
Und im Westen kommt eben nach wie vor dieses "der Staat kümmert sich schon" aus dem Osten an. Und unsere gemeinsame Aufgabe wäre vielleicht mehr miteinander, statt nur übereinander zu reden. Im Moment ist aber die Aussicht, dass der Andere genau diese unterschiedliche Sozialisierung versteht, ziemlich gering.