Marco hat geschrieben: ↑05 Jan 2023, 15:26
Fritz hat geschrieben: ↑04 Jan 2023, 18:21
Eigentlich hätte man sofort nach dem Ende der UdSSR an die Aufteilung der Ukraine gehen und die Bürger in den einzelnen Oblasten befragen müssen, wo sie denn hinwollen.
Nur: Wer hätte das initiieren sollen? Der Westen wollte das Problem Ukraine sicher nicht lösen, sondern dieses Pulverfaß an Rußlands Grenzen erhalten wissen; Rußland selbst war zu schwach irgendwas zu lösen, sonst wäre ja die UdSSR gar nicht auseinandergefallen. Also, die Ukraine blieb erhalten und im Osten ging das gewohnte sowjetische Leben erstmal einfach weiter. Man arbeitete, lebte und liebte wie bisher über kaum wahrnehmbare Grenzen hinweg.
Es gab doch eine Abstimmung über die Unabhängigkeit der Ukraine
https://de.wikipedia.org/wiki/Referendu ... er_Ukraine
Zwar nicht pro Oblast wo sie hin wollen, aber auch die Ergebnisse in den einzelnen Oblasts waren eindeutig pro Ukraine
Ich präzisiere: Man hätte sie auf Ebene Oblast, ggf. im Einzelfall auch darunter, befragen sollen, ob sie sich Rußland, Polen, Rumänien, Ungarn oder einer potentiellen Restukraine anschließen wollen, um die ethnischen Spannungen rauszunehmen und die Möglichkeit zu eröffnen, mit der Sowjetunion auch einige durch Lenin und Stalin herbeigeführte nicht mehr zeitgemäße Grenzziehungen zu begraben.
Freilich, das wäre ein größeres (einendes?) europäisches Projekt geworden, möglicherweise auch mit einer Wieder-Ostverschiebung Polens. Und es gab wohl realistischerweise keine Chance dafür, denn der ferne Triumphator des Kalten Krieges hatte andere Pläne. Dieser war und ist wie schon erwähnt nicht an Stabilität in Europa interessiert.
Die von Dir erwähnte Abstimmung war ein ausgesprochenes Non-Event. Hier ging es ja nur um die Bestätigung der bereits am 24. August von der Rada beschlossenen Unabhängigkeit von der UdSSR. Diese war durch ähnliche Entwicklungen in sämtlichen Teilrepubliken bereits in Auflösung begriffen und hörte bekanntlich drei Wochen später endgültig auf zu existieren. Es gab schlicht nichts mehr, von dem man abhängig hätte sein können.
Interessant ist allerdings, daß die Abstimmung auf der Krim dennoch recht knapp ausging. Das paßt zu meinem Verständnis von diesem strategisch höchst wichtigen Gebiet als eine Art "Federal District" der Sowjetunion. Eine direkte Übernahme durch dessen Rechtsnachfolger Rußland hätte m.E. einige schlechte Entwicklungen verhindern können.