Norbert hat geschrieben: ↑15 Jan 2023, 23:12
Und wer hat nun angefangen. Das kann man endlos zurückdrehen. Für mich gilt weiterhin: Russland war so dumm, über das Stöckchen zu springen, was die Amerikaner ihnen mit Hilfe der Ukrainer hingehalten haben...
Zurück gehen würde ich bis in den Februar 2014. Die Ereignisse bewertet jeder verschieden. Fakt ist wohl, dass im Ergebnis einer anhaltenden, gewaltsamen Demonstration in der Hauptstadt der gewählte ukrainische Präsident abgesetzt wurde (verniedlicht ausgedrückt: er wurde davon gejagt, er floh aus dem Land). Die Ukraine richtete sich anschließend neu aus. Und zwar zu Lasten Russlands, vor allem seiner Sicherheit. Und so begann, denke ich, das „Stöckchen springen“ mit der Angliederung der Krim und der Unterstützung „Aufständiger“ im Donbass, die ihr Recht auf Gewalt zur Umsetzung ihrer Interessen ebenfalls wahr nahmen…
Norbert hat geschrieben: ↑15 Jan 2023, 23:12 (Achtung, ich schreibe von einzelnen inhaltlichen Parallelen, aber nicht davon, dass Russland heute mit Deutschland ab 1933 gleichzusetzen ist.)
Warum denke ich jetzt an Eisenach? Es liegt nur eine gute Autostunde von uns entfernt und gehört ebenfalls zu Thüringen.
Naja, ein Ortschronist unserer Stadt schrieb am 19. März 1945 folgendes: „Nach 15.00 Uhr herrschte Stille, die Sirenen gingen nicht mehr und wir wagten uns aus dem Keller. Wie wir von unserem erhöhten Standort erkenn konnten, brannten die Innenstadt und Zeiss lichterloh, eine große Rauchwolke lag über der Stadt.“...
Was hatten die Einwohner unserer Stadt den Amerikanern getan? - galt als eine weitverbreitete Aussage dieser Zeit.
(Den Schutt räumten später übrigens Kriegsheimkehrer und Russen weg)
In Erinnerung bleiben mir noch Gedenktafeln aus meiner Kindheit in der Innenstadt:
„Die Opfer der anglo-amerikanischen Bombenangriffe im Frühjahr 1945 auf die Stadt Jena mahnen uns: Es gibt nichts wichtigeres, als den Frieden zu erhalten.“ An einer anderen Stelle sprach man sogar von „amerikan. Terrorbomben“...
45 Jahre später verschwanden diese Inschriften in einer Nacht- und Nebelaktion. Im Jahr 1998 lud ein ehemaliger Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, seit einigen Jahren in Thüringen als Regierungschef eingesetzt, den aktuellen US-Präsidenten nach Eisenach ein. In seiner Willkomensrede sprach er dem Mann aus Übersee seinen Dank für die Befreiung im Jahr 1945 aus und bedauerte, dass die Amerikaner so schnell sich danach wieder aus Thüringen verabschieden mussten (Juli 1945)…
Heute hat sich die Sichtweise: „die Amerikaner sind hier, weil wir sie brauchen“ ebenfalls bei uns in der Stadt durchgesetzt.
Der einstige Stadtchronist ist tot und die Anzahl der „Jammerossis“ geht beständig zurück…
Norbert hat geschrieben: ↑15 Jan 2023, 23:12... Nur wollte damals kaum jemand gerettet werden und auch heute hält sich die Begeisterung in Grenzen.
Mir tun die ganzen Menschen leid, die Opfer der Geostrategie werden, jetzt erst wieder in Dnipro (Dnjepropetrowsk). Verstehen kann ich alle Ukrainer, die vor den Gefahren in ihrer Gegend flüchten. Mit dieser Einsicht gehe ich mit ihnen auch um. Mann kann sicher hinter dem PC ein Zwischenfazit abgeben zur Spezialoperation oder zum Krieg. Und sich verstricken in Zukunftsträumen. Abgerechnet wird dagegen immer zum Schluss...
Говорят, что время лечит все раны – ist so ein Spruch, den Russen und Ukrainer verstehen. Im Deutschen gibt es da was ähnliches. Und so bleibt also Hoffnung.