AIA = Automatischer Informations Austausch

Debatte zu den Konflikten in der Ukraine. Wir bitten insbesondere hier um eine zivilisierte Kommunikation. Aus schlechter Erfahrung beschränken wir jedoch auch bei diesem Thema die Zugriffe auf jene Benutzer, die explizit an der Diskussion teilnehmen möchten, wie bereits im "Politischen Forum".
kamensky
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AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von kamensky »

Werte Forums-Mitglieder, wie verhaltet ihr euch betreffend Einreichen von Bankunterlagen, welche sich momentan ausserhalb der RF befinden?

Die Schweiz, wie ich meinte von @Norbert mal gelesen zu haben, auch Deutschland und alle anderen EU-Staaten haben den AIA momentan sistiert.

https://www.sif.admin.ch/sif/de/home/do ... sland.html

Wen ich das richtig verstehe, hat umgekehrt auch RU den Infoaustausch mit der Schweiz und anderen Staaten voruebergehend suspendiert.

http://www.finmarket.ru/news/5864958

Zuvor wurde es in RU ja gehandhabt, dass die persoenlichen Bankinfos ueber Konten ausserhalb der RF bis meinte ich jeweils Ende Juni des laufenden Jahres eingereicht sein mussten. Dies wuerde nun durch die Suspendierungen einzelner Staaten mit RU entfallen.

Wie ist euer Verhalten:

Uebermittelt ihr die Bankdaten dennoch an die russische Steuerbehoerde, also so quasi auf freiwilliger Basis und aus eigenem "goodwill" , oder haltet ihr euch an die sistierte Abmachung und uebergibt der russischen Steuerbehoerde keine Angaben?

Fuer eure Antworten bedanke ich mich im voraus.
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Swiss
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von Swiss »

Ehrlich gesagt, höre ich von dem zum ersten Mal. Wir haben weder unsere Konten in Russland noch die vermieteten Wohnungen je angegeben :lol:
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GIN
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von GIN »

Swiss hat geschrieben: 08 Mär 2023, 14:35 Ehrlich gesagt, höre ich von dem zum ersten Mal. Wir haben weder unsere Konten in Russland noch die vermieteten Wohnungen je angegeben :lol:
Würde ich auch nicht machen. Wenn man einmal ein Problem hat dann weiss ja der Staat wo er Geld finden kann. Theoretisch musst Du es aber melden. Es gibt Fälle, meist bei Scheidungen, da zeigen die ehemaligen Ehepartner bei der Steuerbehörde an. Das kann in Basel schon einmal eine Steuerschätzung, respektive ein hohes Bussgeld geben. In einem Fall ( der Journalist Dorin in Basel) hat der Steuerpflichtige mehrere vermietete Liegenschaften im Wert von einigen Millionen Franken in Serbien nach einer Erbschaft nicht angegeben. Serbien macht bis heute nicht beim AIA mit. Als dann der Ehepartner sich scheiden lies, klingelte es an der Haustür und in einer Hausdurchsuchung wurden dann Daten gefunden. Am Ende gabs neben mehreren Zehntausend Franken Bussgeld auch noch Steuerrevisionen zu vielen Jahren mit Forderungen von einigen Hunderttausend Franken nachträglich.
Ich würde deshalb sehr vorsichtig sein und lieber einen Steuerwohnsitz in Russland, oder Schwyz, Zug aber sicher nicht Basel oder Jura suchen. Das ist ja alles legal. Als ich in Russland versteuert wurde empfand ich die Steuerbelastung nicht wirklich hoch. Gefühlt etwa Kanton Schwyz..
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Fritz
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von Fritz »

Korrigiert mich, aber ich glaube, nur weil der Infoaustausch suspendiert ist, fällt die Verpflichtung zur Meldung nicht weg. Die gab es ja auch vorher schon - es geht um diese Meldung von Öffnung, Schließung und Bewegungen, richtig? Eine Moskauer Kollegin, seit 20 Jahren in DE, hat sich da jährlich mit rumgeärgert und (auch) deswegen schließlich ihre Propiska gelöscht. Damit fällt die Verpflichtung, auch für Staatsbürger, anscheinend weg.

Nachdem mir hier u.a. Uwe ausgemalt hat, was für Folgen eine Nichtmeldung haben könnte und ich mir nicht den Weg zur Staatsbürgerschaft verbauen will, habe ich als guter Deutscher bzw. Ausländer die Konten und auch die Bewegungen gemeldet. Im Falle der geschlossenen Konten (ja, habe einige Kündigungen erhalten) innerhalb eines Monats. Allerdings bisher ohne Beweise, Kontoauszüge o.ä. hochzuladen.

Kommen auf so eine Meldung (Verzeihung Gegenfrage) eigentlich auch mal Rückfragen oder gar konkrete Steuerforderungen? Steuer wird mein nächstes Thema. Geht schon damit los, daß meine trantütige Bank die Erträgnisaufstellung bestimmt nicht bis zur Abgabefrist in RU Ende April hinkriegt.
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von kamensky »

Fritz hat geschrieben: 08 Mär 2023, 20:06
Korrigiert mich, aber ich glaube, nur weil der Infoaustausch suspendiert ist, fällt die Verpflichtung zur Meldung nicht weg. Die gab es ja auch vorher schon - es geht um diese Meldung von Öffnung, Schließung und Bewegungen, richtig?
Die Verpflichtung zur Meldung von auslaendischen Konten besteht meines Wissens erst seit ca. 2017, wie auch das oeffnen (innerhalb 10 Tagen Meldefrist) von neuen Konten im Ausland. Von Schliessungen und Bewegungen wurde mir (uns) in den letzten 2 Jahren nie Etwas gesagt. Bewegungen sind ja im Jahresabschluss (zumindest in der CH) beinhaltet. Was bringt RU den noch die Information auslaendischer Konten, welche ohne AIA ja momentan nicht mehr ueberpruefbar sind?
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Norbert
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von Norbert »

Die These, es wurde nie etwas ausgetauscht, ist auf jeden Fall Quark: Ich bekam 2020 ein Schreiben der russischen Steuerbehörden, dass sie aus dritten Quellen von deutschen Zinseinnahmen im Jahr 2018 erfahren hätten. Ich musste es nachmelden (die hinterzogene Steuer waren 1500 Rubel), eine Begründung schreiben und zusätzlich 2000 Rubel Strafe zahlen. Glück gehabt, dass ich grundsätzlich alles gemeldet hatte und nur die Zinseinnahmen als Einkommensquelle vergessen hatte. (Der Aufwand für die Meldung war eigentlich das anstrengenste, weil es wirklich teilweise um Centbeträge ging.)

Achtung, die Pflicht gilt nur für Steuerresidenten. Die oben genannte Verwandte hätte also ihre Propiska nicht löschen müssen. Seit 2019 reiche ich nichts mehr ein, trotz Propiska. Und für die Steuerbehörde ist das völlig ok, weil ich mehr als 183 Tage im Jahr nicht in Russland bin.

Zur Frage: Ja, ich würde es weiterhin melden. Ich gebe auch weiterhin in Deutschland meine russischen Einkommen an, auch wenn vermutlich niemand davon Wind bekommen würde. Man weiß nie, wer davon auf welchem Wege Wind bekommt und einem etwas Böses will. Und wenn man nichts böses macht, dann muss man sich auch weniger Sorgen vor solchen Dingen machen. Karma und so.
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GIN
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von GIN »

kamensky hat geschrieben: 08 Mär 2023, 20:36
Fritz hat geschrieben: 08 Mär 2023, 20:06
Korrigiert mich, aber ich glaube, nur weil der Infoaustausch suspendiert ist, fällt die Verpflichtung zur Meldung nicht weg. Die gab es ja auch vorher schon - es geht um diese Meldung von Öffnung, Schließung und Bewegungen, richtig?
Die Verpflichtung zur Meldung von auslaendischen Konten besteht meines Wissens erst seit ca. 2017, wie auch das oeffnen (innerhalb 10 Tagen Meldefrist) von neuen Konten im Ausland. Von Schliessungen und Bewegungen wurde mir (uns) in den letzten 2 Jahren nie Etwas gesagt. Bewegungen sind ja im Jahresabschluss (zumindest in der CH) beinhaltet. Was bringt RU den noch die Information auslaendischer Konten, welche ohne AIA ja momentan nicht mehr ueberpruefbar sind?
Ich vermute einmal die Angaben der Konten geht es hauptsächlich um die Erstellung des Globaleinkommens. Es geht um die Veranlagung. Jedenfalls sagte man mir das in Sotschi damals. Der Staat will wissen ob irgendwelche Einkommen fliessen. Schnüffelstaat..
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GIN
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von GIN »

Norbert hat geschrieben: 08 Mär 2023, 21:47 Die These, es wurde nie etwas ausgetauscht, ist auf jeden Fall Quark: Ich bekam 2020 ein Schreiben der russischen Steuerbehörden, dass sie aus dritten Quellen von deutschen Zinseinnahmen im Jahr 2018 erfahren hätten. Ich musste es nachmelden (die hinterzogene Steuer waren 1500 Rubel), eine Begründung schreiben und zusätzlich 2000 Rubel Strafe zahlen. Glück gehabt, dass ich grundsätzlich alles gemeldet hatte und nur die Zinseinnahmen als Einkommensquelle vergessen hatte. (Der Aufwand für die Meldung war eigentlich das anstrengenste, weil es wirklich teilweise um Centbeträge ging.)

Achtung, die Pflicht gilt nur für Steuerresidenten. Die oben genannte Verwandte hätte also ihre Propiska nicht löschen müssen. Seit 2019 reiche ich nichts mehr ein, trotz Propiska. Und für die Steuerbehörde ist das völlig ok, weil ich mehr als 183 Tage im Jahr nicht in Russland bin.

Zur Frage: Ja, ich würde es weiterhin melden. Ich gebe auch weiterhin in Deutschland meine russischen Einkommen an, auch wenn vermutlich niemand davon Wind bekommen würde. Man weiß nie, wer davon auf welchem Wege Wind bekommt und einem etwas Böses will. Und wenn man nichts böses macht, dann muss man sich auch weniger Sorgen vor solchen Dingen machen. Karma und so.
Ich würde in der jetzigen Lage niemals dem Deutschen Fiskus davon erzählen das man irgendwelche Einkommen aus Russland hat. Sage doch einfach Du bekommst es jetzt aus der Ukraine oder Bannabanien. Es geht dem Fiskus ja nur um Geld. Man landet dann noch auf Datensätze. Ich kenne persönlich einen Fall im Verkehrsfliegerbereich. Er hat seine Zuverlässigkeitsprüfung ( das ist in Deutschland eine Untersuchung in allen möglichen Datenbanken und im Ermessen der Behörde wird dann die Flugfähigkeit erzeilt) verloren mit der Begründung er gebe an Einkommen von der Russischen Aeroflot noch zu erhalten in seiner Steuererklärung XY..was auch immer. Er wurde vom Arbeitgeber freigestellt. Er schaltete einen Anwalt ein, der Erfuhr die Behörde finde russische Geldströme als eine Gefahr für die Luftsicherheit. Er musste jetzt extra in die Schweiz um dort wieder seine Befähigung zu erhalten. Es handelt sich um einen moldawischen Staatsangehörigen. Er fliegt wieder
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von Fritz »

Norbert hat geschrieben: 08 Mär 2023, 21:47 Die These, es wurde nie etwas ausgetauscht, ist auf jeden Fall Quark: Ich bekam 2020 ein Schreiben der russischen Steuerbehörden, dass sie aus dritten Quellen von deutschen Zinseinnahmen im Jahr 2018 erfahren hätten. Ich musste es nachmelden (die hinterzogene Steuer waren 1500 Rubel), eine Begründung schreiben und zusätzlich 2000 Rubel Strafe zahlen. Glück gehabt, dass ich grundsätzlich alles gemeldet hatte und nur die Zinseinnahmen als Einkommensquelle vergessen hatte. (Der Aufwand für die Meldung war eigentlich das anstrengenste, weil es wirklich teilweise um Centbeträge ging.)
Deutsche Zinsen und Dividenden sind doch m.W. unabhängig vom Wohnsitz in DE zu versteuern, üblicherweise gleich durch die Bank per Abgeltungssteuer. Und doppelt muß nicht sein. Wollte RU tatsächlich darauf nochmal in voller Höhe seine 13%?

2022 habe ich einiges an Papieren verkauft und auch Dividenden auf britische Papiere erhalten. Da werde ich um die Steuer in RU nicht herumkommen. Aber was schon mit deutscher Steuer belegt wurde, also da werde ich es wohl auf Rückfragen ankommen lassen und mich ggf. anschließend erklären.

Verzeihung für die Neugier; zum großen Thema Steuern DE/RU finde ich hierzuforum recht wenig, obwohl es doch jedermann betrifft, der noch irgendwelche Verbindungen zur alten Heimat hat.
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Norbert
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Re: AIA = Automatischer Informations Austausch

Beitrag von Norbert »

GIN hat geschrieben: 08 Mär 2023, 23:37Ich würde in der jetzigen Lage niemals dem Deutschen Fiskus davon erzählen das man irgendwelche Einkommen aus Russland hat. Sage doch einfach Du bekommst es jetzt aus der Ukraine oder Bannabanien. Es geht dem Fiskus ja nur um Geld. Man landet dann noch auf Datensätze.
Die Nummer ist bei mir eh durch. Ich bin Doppelstaatler und bin so vielfältig mit Russland verbunden, dass ich das sowieso nicht geheimhalten kann. Du hast natürlich Recht ... die eine oder andere Complience-Prüfung ist damit eine unüberwindbare Hürde.
Fritz hat geschrieben: 09 Mär 2023, 08:22 Deutsche Zinsen und Dividenden sind doch m.W. unabhängig vom Wohnsitz in DE zu versteuern, üblicherweise gleich durch die Bank per Abgeltungssteuer. Und doppelt muß nicht sein. Wollte RU tatsächlich darauf nochmal in voller Höhe seine 13%?
Nein, Zinsen versteuert man laut Doppelbesteuerungsabkommen im Land des Wohnsitzes. Und der war bei mir 2018 Russland. Abgeltungssteuer habe ich all die Jahre NICHT gezahlt, da ich ja keinen deutschen Wohnsitz hatte.

Ja, Russland wollte die 13 %.

Mit Wohnsitz im Ausland zahlt man die Steuern, die vor Ort erwirtschaftet wurden. Also beispielsweise Mieteinnahmen, Dividenden oder Lohn, den man für Arbeiten in genau jenem Land bekommen hat. Zinsen hingegen erwirtschaftet man nicht in diesem Sinne, die bekommt man einfach. Egal wo man in der Welt ist. Jetzt will Deutschland beispielsweise auch wissen, ob ich in Russland Zinsen bekomme. Unklar sind an dieser Stelle für mich, wie ich das Cashback der Tinkoff angeben muss, was teilweise höher ist als Zinsen. ;)
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