Mögliche Wagenknecht-Partei

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paramecium
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von paramecium »

Bluewolf hat geschrieben: 30 Okt 2023, 15:08
Ich habe hier nicht gelesen, dass die Behauptung verbreitet wurde, dass die Lohnkosten der entscheidende Faktor seien.
Hier nicht, aber weit verbreitet. Als das Thema von zu starken Lohnerhöhungen auf Grund der Inflation und der daraus resultierenden Lohn-/ Preis Spirale immer lauter wurde, wurde auch immer darauf hingewiesen, dass die Lohnstückkosten in Deutschland im Ländervergleich zu hoch wären.
Man muss hier etwas differenzieren. Was die Produktion - insbesondere von komplexen Produkten - angeht, sind Lohnkosten nicht entscheidend.
Aber Outsourcing von anderen Funktionen wird weiterhin im ganz großen Maßstab aus Kostengründen betrieben. Wir haben beispielsweise schon seit mehr als 10 Jahren einen Standort in Polen in den z.B. bestimmte HR-Funktionen, QA-Funktionen (regulatorischer, wenig produktionsnaher Natur) aus Kostengründen ausgelagert wurde und der weiterhin wächst. IT-Infrastruktur ist fast komplett bei externen Consulting-Firmen in Ungarn und Indien (im Gegensatz zu IT-Produkten die wir entwickeln und verkaufen). Am schnellsten wächst ein vor ein paar Jahren gegründeter Standort in Manila in der administrative Funktionen, sowie Teile von Marketing, Sales und Customer-Service ausgelagert wurden. Ich würde mich nicht wundern wenn wir auch bald die ersten Sachen in ein afrikanisches Land verlagern. ;)
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Bluewolf
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Bluewolf »

U. a. das meinte ich mit strategischen Entscheidungen. Ihr habt entschieden z. B. Server in Indien zu nutzen, wir haben entschieden nicht mal das ENBW Stromnetz zu nutzen ;)
Unser Gründer hätte sich vor 50 Jahren sicherlich nicht träumen lassen, dass ein ursprünglich reiner Händler nun multinational auch als Counselor/ Consulter auftritt.
Teile von Marketing, Sales und Customer-Service ausgelagert wurden
Das waberte zwar vor 10 Jahren bei uns als mögliche Idee, aber administrative Aufgaben haben noch nie die Zentrale verlassen, von wegen Wettbewerb und so ;)
Inzwischen ist die Idee schon lange tot, und alleine der im Zitat genannte Bereich + HR umfasst schon mehr als 1000 Menschen.
Alleine bei UCM, das alles rund um Video, Print, Soziale Medien usw. betreut, arbeiten 60. Das sind alles Leute, die "was mit Medien" studiert haben :lol: Ich habe inzwischen schon immer einen positiven Test, wenn ich nur was von Dreharbeiten lese.

Aber ja, ich verstehe schon, dass das alles weit weg von den Lebenswahrheiten der Meisten hier ist.

Und das Thema ist wie üblich weeeit abgebogen.

UND

Hat so mal höchstens noch in Stichworten einen Russlandbezug. [run]
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Wladimir30 »

Nun ja, so das Thema als solches (Wagenheber-Partei) hat ja auch eher weniger Russlandbezug. Obwohl mir ihre Haltung zu Russland schon gefällt.

Aber es ist sehr konkret alles, und wie ich finde auch sehr interessant.
Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee
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Bluewolf
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Bluewolf »

(Wagenheber-Partei)
Geil. :lol: [Danke]
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Jenenser
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Jenenser »

Bluewolf hat geschrieben: 30 Okt 2023, 15:08 Ok, Glückwunsch, wer bis hierhin durchgehalten hat. :)
Na dann versuch ich mal einen Übergang zu Sahra Wagenknecht.
Bei ihren zahlreichen Analysen zum Kapitalismus fiel ihr doch auf, dass Beschäftigte in Unternehmen sehr oft von „wir“ und „uns“ sprechen, obwohl sie doch nur „Proletarier“ sind (nicht abwertend!), „die nichts anderes besitzen als ihre Arbeitskraft und nur durch den Verkauf dieser Arbeitskraft ihren Lebensunterhalt bestreiten können.“ In einem mir signiertem Buch glaubt sie, dass sie den Sozialismus noch erleben wird. Ein Wirtschaftssystem, in dem die Eigentumsfrage zu Gunsten des Proletariats neu geregelt wird. Ähnlich wie in der DDR oder eben in Russland bis zum Jahre 1991.

Der Einzelhandel ging doch auch in Russland ab dieser Zeit (wieder?) in private Hände.
Auch ausländische Ketten etablierten sich bis heute erfolgreich (zum Beispiel Globus).
Und hochmotivierte Neueigentümer aus Russland selbst, Geschäftsleute, andere bezeichnen sie als Oligarchen, nahmen sich gern ein Beispiel an Unternehmerfamilien mit ihren in Jahrzehnten gewachsenen Strukturen im kapitalistischen Westen. Der eine oder andere hörte bestimmt auch den Namen Lehmann, dm, Karlsruhe und wollte genau so sein.

Eine andere Frage und wie ihr reagieren würdet: Zulieferer mit Stammsitz im Ausland stellen ihre Aktivitäten ein. Als offizieller Grund wird das Verhalten des Staatschefs bezeichnet. Der Eigentümer, seine Belegschaft und die Kundschaft sollen offen gedrängt werden, politische Veränderungen im eigenen Land vorzunehmen.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Bluewolf »

Eine andere Frage und wie ihr reagieren würdet: Zulieferer mit Stammsitz im Ausland stellen ihre Aktivitäten ein. Als offizieller Grund wird das Verhalten des Staatschefs bezeichnet. Der Eigentümer, seine Belegschaft und die Kundschaft sollen offen gedrängt werden, politische Veränderungen im eigenen Land vorzunehmen.
Eine interessante Frage, danke dafür. Ich kann es nicht pauschal beantworten, darum schwafle ich wohl wieder.

Die FDP hat ja eine universelle Antwort dazu "Regelt der Markt". Heißt, wenn die Lieferkette eingestellt wird, such dir einen Neue. So einfach ist es natürlich (wie immer) nicht.
Selbst die USA hat da keine Deutungshoheit, auch wenn sie es immer wieder versuchen, und natürlich auch Hebel dafür haben.
Aber wir werden nicht von heute auf Morgen die Globalisierung abschaffen (können). Dann stellt sich wiederum die Frage, was bin ich selbst (als Firma oder Privatperson) bereit aufzugeben, um diese Erpressung einzudämmen oder im Idealfall gar keine mehr zulassen zu müssen. Firmen, die auch Politik machen, wie z. B. Blackrock, sind ebenfalls nicht allmächtig.

Und da hat Deutschland denke ich bis heute noch große Möglichkeiten. Ist ja nicht so, dass jetzt nur noch Amateure am Ruder sind (in der Wirtschaft, m. M. n. fokussieren wir uns da viel zu sehr auf die Politik).
Aber da komme ich wieder zurück zu meiner These. Zunächst sollte ein Unternehmer, sofern er verantwortlich handelt, auch das Wohl seiner Angestellten im Blick haben. Zu uns kommt heute selbst für 100.000 € kein IT-ler mehr, wenn er sich mehr als 1 x pro Monat persönlich blicken lassen muss. Und da spreche ich nicht mal nur von Programmierern.

Viele Möglichkeiten wie Flexibilität, moderne Arbeitsmodelle usw. kann man allerdings nicht auf jede Branche unbegrenzt anwenden. Energieintensive Unternehmen stehen vor ganz anderen Problemen, als z. B. die IT oder generell die Dienstleister, zu denen ich auch Hotels und Restaurants zähle. Und schon diese unterschiedlichen Erfordernisse wie auch "vor Ort sein zu müssen an jedem verdammten Tag" bringen zusätzlich jede Menge soziale Ungleichheiten zu Tage. Manche fühlen sich frei, wenn sie 300 km pro Tag fahren, für mich wäre das der Horror.
Man kann auch nicht unbegrenzt flexibel sein. Und da fehlen mir die Antworten der Politik, auch von Sahra. Ich habe diese Frau mal wirklich bewundert, wohl auch auf Grund Ihres Aussehens (Selbstreflektion ist immer gut ;)). Aber auch sie möchte komplizierte Fragen mit Schlagwörtern beantworten (wenn überhaupt), und das kritisiere ich. Auf der anderen Seite liegt es aber auch an jedem von uns selbst. Auch ich würde lieber hören, dass die Inflation unter 1% fällt, wir Vollbeschäftigung haben, und in Deutschland große Rohstoffvorkommen gefunden werden. Ok Lithium hätten wir eigentlich um die Ecke, aber da blocken eben NICHT die Grünen zuvorderst. Nimby sehe ich auch hier an jeder Ecke.

Ehrlich? Ich habe auch keine Lösung. Uns geht es noch lange nicht dreckig genug, damit alle an einem Strang ziehen, und damit meine ich nicht nur Deutschland. Ich habe vor kurzem Auszüge aus einem aktuellen Buch gelesen, in dem die neuesten Erkenntnisse zur neolithischen Revolution zusammengefasst wurden. Und ja, ich kann mir vorstellen, dass der ganze Stress mit Besitzdenken und Neid damals angefangen hat. Davor war doch eigentlich der feuchte Traum des Sozialismus, wo jeder alles hatte und teilen konnte ;)

PS:
Und nein. Zwischen Lehmann und Götz Werner liegen Lichtjahre und Welten. Ich hatte das Vergnügen beide kennen zu lernen, und beide waren auf Ihre Art bewundernswert. Wenn man aber als Unternehmenschef u. a. das bedingungslose Grundeinkommen auf seine Agenda nimmt, ist man in einem hoch kapitalistischen Staat sofort in den Esoterikbereich verbannt. Auch das wäre ja eigentlich eine sozialistische Denkweise, die Sahra aber nicht wirklich durchdrungen hat.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von lausi »

Bluewolf hat geschrieben: 01 Nov 2023, 02:39 Und da hat Deutschland denke ich bis heute noch große Möglichkeiten. Ist ja nicht so, dass jetzt nur noch Amateure am Ruder sind (in der Wirtschaft, m. M. n. fokussieren wir uns da viel zu sehr auf die Politik).
Es sind nicht NUR Amateure am Ruder der Wirtschaft, aber es werden immer mehr.
Der Grund? In einer bürokratischen Organisation steigt man nur auf, wenn man die Weisungen der Oberen befolgt, ohne sich allzu viele eigene Gedanken zu machen. Und ganz oben landet man nur, wenn man die Vorgaben der Politik umsetzt.
Und das hat Folgen: Warum "German free" international zum Werbeslogan wird
Get woke, go broke.
Gedanken sind ja frei, aber die deutsche Wirtschaft besteht nicht nur aus dm.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von Bluewolf »

Gedanken sind ja frei, aber die deutsche Wirtschaft besteht nicht nur aus dm.
Ist mir schon klar. Deshalb spreche ich nicht viel von der Industrie oder Produktion mangels Ahnung.
Aber im Handel bin ich ziemlich gut vernetzt, und da gibt es Kooperationen, auf die jemand nicht auf Anhieb kommen würde.
So arbeiten wir eng mit ALDI und der Schwarz Gruppe zusammen, was IT Beschaffung, Lifecycle und Studiengänge angeht, obwohl ALDI ja wohl in direkter Konkurrenz zu LIDL oder Kaufland steht. Und > 600 Mrd. Umsatz im Handel ist doch auch gewichtig.
Ich würde also sagen, der Handel hat seine Hausaufgaben zu einem großen Teil schon gemacht. Jetzt muss der Rest der deutschen Wirtschaft halt nachziehen.
Es sind nicht NUR Amateure am Ruder der Wirtschaft, aber es werden immer mehr.
Deshalb muss jemand daran arbeiten, dass es wieder weniger werden ;)
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von lausi »

Bluewolf hat geschrieben: 02 Nov 2023, 16:48
Es sind nicht NUR Amateure am Ruder der Wirtschaft, aber es werden immer mehr.
Deshalb muss jemand daran arbeiten, dass es wieder weniger werden ;)
Siehe oben: In einer bürokratischen Organisation steigt man nur auf, wenn man die Weisungen der Oberen befolgt, ohne sich allzu viele eigene Gedanken zu machen. Und ganz oben landet man nur, wenn man die Vorgaben der Politik umsetzt.
Am Beispiel VW: Die wären gut beraten, sich trotz politischen Drucks nicht vollständig auf die Produktion von E-Fahrzeugen drängen zu lassen. Deutschland wird nie die Menge an E-Energie erzeugen können, die gebraucht wird, wenn sich das Elektrifizierungskonzept der Regierung durchsetzen sollte. Außerdem will fast niemand die Dinger haben.
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Re: Mögliche Wagenknecht-Partei

Beitrag von paramecium »

lausi hat geschrieben: 07 Nov 2023, 13:21 Außerdem will fast niemand die Dinger haben.
Dann bist du in einer anderen "Blase" als zum Beispiel ich unterwegs. Die Zulassungszahlen sprechen auch eine andere Sprache.
Die Firma für die ich arbeite kauft selbst für den Vertrieb nur noch E-Autos. Bei Dienstreisen bin ich schon mit mehreren E-Autos gefahren und habe keinen großen Unterschied zu meinem aktuellen Fahrzeug (Benziner, Automatik, komplette Vollausstattung an Assistenzsystemen/Kameras ect.. ) feststellen können. Daher wird mein nächstes Auto jedenfalls auch ein Elektrisches sein. Hätte unter anderem den Vorteil, dass ich auf Arbeit jeden Tag kostenlos aufladen kann. Ansonsten gibt es bei uns in der Stadt ausreichend Ladeinfrastruktur. Vor dem örtlichen Biobäcker gibt es beispielsweise mehr als ein Dutzend Ladesäulen.
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